Starkstrom.
Flureszierender Alpha-Style
in einer Mikrowelle.
Was tun?
Kalif anstelle des Kalifen sein,
des Kalifen sein.
In einer Eckkombination aus Leder, Seide und Leinen
sitzen, ruhen und schweigen,
denn das ist was?
Das ist Gold.
Dann wird es wohl langsam Zeit,
dass einer mal das ganze Silber holt
und an die Wände klatscht,
in der Nacht,
mit Teerschwarz fette Outlines zieht und lacht.
Wissen, Können macht
Hunger nach mehr Macht.
Hunger nach mehr Macht.
Gesetzt den Fall,
du bist Tot,
rot wie Glut
oder Russ im Schlot eines Krematoriums.
Einst durchbrachst du die Wände des Milleniums.
Alles nur Alibi.
Du bist ein Engel,
ein Hobby-Kamikazi.
Reden ist Leiden
unter bösen Blicken
von solchen, die dir dein Gerede neiden,
und die Freude an den Dingen
versauen,
höchstwahrscheinlich,
weil sie dir nicht trauen,
oder nichts gönnen
können
wollen
sollen.
Nicht einmal einen Zahnarzttermin!
Ist das legitim?
Na, was weiss ich?
Vergeblich
arbeitet man jahrelang am Klangbild
und am Stallgeruch.
Und hann heisst es plötzlich:
„Huch!“
Es liegt wohl doch am banalen Achselschweiss.
Keine Liebe, kein Fleiss,
kein aufrichtiger Liebesbeweis
kann dich dann retten.
Du Saupreis weisst es doch bereits:
Du stammst aus einem völlig fremden Kulturkreis!
Was ist dir denn geblieben
von all der Anfangseuphorie?
Wie…es gibt kein Leckerli fürs kleine Prinzelein?
Kein trautes Heim?
Kein Job, keine Bühne, kein Publikum?
Einzelkind, Einzeltäter, ganz allein?
Kaum zu glauben:
Bumm, bumm und Knallereien!
ein Nazi will schon wieder Kanzler sein.
Du hast Wahrheit und Erfindung auf dem Schirm.
Sie fahren Hand in Hand an dir vorbei.
Täglich überfluten sie dein Sein.
Dankeschön!
Der nächste Zug fährt ein
mit Buchstaben, die brennen.
Sie hängen an der abgewandten Seite dran.
Los! Lauf! Run, run, run!
Archiv des Autors: Triptonious Coltrane
Der nächste Exodus
Sind die heiligen Schriften lediglich drittklassige Literatur?
Sie behaupten jedenfalls einiges, aber es fehlen die Resultate.
Hand aufs Herz: Keine von ihnen wird dem Universum wirklich gerecht,
dem Menschen am wenigsten.
Abrahams Kinder!
Ihr seid teuer.
Ihr kostet wieder einmal das Blut der Ärmsten.
Das ist nämlich am günstigsten und schmeckt wohl am besten.
Die Götter und Göttinnen habt Ihr schon lange vertrieben.
Ihre Heiligtümer verdorren unter der sengenden Hitze und den verständnislosen Blicken von einfältigen Tourist*innen.
So wie es aussieht, werdet auch Ihr vertrieben von diesem Planeten.
Wir Übrigen, Agnostiker, Atheisten, Deisten, Pantheisten, Anhänger von Naturreligionen etc. zieht Ihr natürlich mit ins Verderben, so wie es immer schon der Fall war.
Wir werden alle ins Universum in die Versklavung geschickt, während die Schlauesten unserer Spezies es sich gemütlich machen auf diesem schönen Planeten.
All die Kriege der Gegenwart sind vielleicht nur eine Maßnahme,
um uns die Erde madig zu machen, so dass wir normalsterblichen sie nur all zu gerne Verlassen, in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft irgendwo anders im weiten Weltall.
Die Vermarktung des Exodus wird wohlorganisiert sein von denjenigen, die uns unser Leben hier leidig machen. Sie werden uns unser letztes Hemd nehmen, um uns die Überfahrt in ihren Raumfähren zu gewähren, so wie der Adelsverein damals die elendsten der Unterschichten nach Übersee geschickt hat, um sie dort dann ihrem Schicksal zu überlassen in der Prärie Nordamerikas.
Der großformatige Krieg wird ebenfalls ins All ausgelagert und auch die Waffenindustrie, die es dafür braucht.
Die Erde wird hingegen zu einem Luxusressort umgewandelt, in dem man sich nicht mehr mit Massenvernichtungswaffen bekriegen muss.
Hier wird sich dann eine noble Elite den Luxus von Mega-Rollenspielen leisten – Real-Live-Siedler-Spiele in vorgefertigten analogen Riesenressourcen. Die digitalen Games werden dann Schnee von Gestern sein.
Das Analoge wird als exquisite Lebensqualität vollends zurück kehren und man wird sich in antiken Lebensräumen der eigenen Wahl vergnügen:
Griechisch-römisch, das Alte Ägypten, Hethitisch, Aztekenreich, etc.. Auch die alten Götter und Göttinnen werden innerhalb dieser analogen Rollenspiel-Formate zurückkehren.
Der Nahe Osten wird dann befriedet sein, denn es wird sich keiner mehr das Leben dort leisten können, geschweige denn den Tod.
Eines wird nicht einfach werden: die heiligen Sätten der Abrahamiten müssten ebenfalls auf Raumstationen ausgelagert werden. Aber auch das ist zu schaffen, wenn die Konjunktur danach verlangt. Irgendwie muss man Ihnen das noch verklickern. Sie werden’s verstehen: Gott hat ihnen ja unter anderem auch Verstand gegeben.
So werden sie sich im All wohl noch einige Zeit halten. Irgendwann jedoch, werden auch sie sich auflösen in den Weiten des Universums.
Sommertraum, Wolfsgruß, Fussball und Faschismus
Es hat nichts damit zu tun, dass ich Fussball nicht mögen würde. Ich mag lediglich den Rummel um diesen Sport nicht. Es wird überdimensional viel Geld damit umgesetzt, gewalttätige Proletenkultur gefördert, um dann im nächsten Atemzug das verbindende und völkerverständigende Element dieses Sportes in höchsten Tönen zu preisen. Mit Ende vierzig pensionierte Ex-Profis wie Kroos und Konsorten spielen sich vermessen zu volksnahen Lebensphilosophen auf und geben reaktionäre Lebensweisheiten und paranoide Statements von sich, die sie wie Lebensweisheiten darbringen. Ich denke darin äußerst sich vor allem die Frustration des frühen Ausscheidens aus der KO-Runde, die sich in einem Geheule um den verlorengegangenen Gemeinschaftssinn einer ehemalig so blühenden Leistungsgesellschaft äußert. Am Ende sind es dann natürlich die sogenannten „Migrant*innen“, die daran Schuld sein sollen. Der deutsche Fußballtrainer äußert sich etwas modrater und steigt deswegen zum Guru der Nation auf und wird gelobt für seine „Rede von bundespräsidialer Tragkraft“. Daraufhin stellte ich mir Nagelsmann als Bundespräsidenten vor und dachte mir: „Mal sehen, ob dem beim nächsten Staatsbesuch in der Türkei was besseres einfällt, als einen Dönerspiess als Staatsgeschenk mit zu nehmen?“
Zurück zum Thema: Wir erlebten gerade eine Europameisterschaft, die in Sachen Nationalkult, verbalen und physischen aggressiven Übergriffen kaum zu überbieten war. Nationalidentitäre Symbolik fand unverholen auf dem Rasen ihre Bühne, dargebracht von einem türkischen Nationalspieler. Die UEFA entschied ausnahmsweise mal richtig – wobei das im Falle der rassismusbezogenen Unbeliebtheit der Türkei im Westen sicher auch einfacher zu entscheiden war. Fakt ist aber, dass dieses Symbol (der sogenannte Wolfsgruss) zwar durchaus ein Symbol aus dem türkischen Nationalmythos ist und primär mit faschistischen politischen Bewegungen im 20’ten Jhd. nichts zu tun hat, aber von eben diesen Faschisten seit Jahrzehnten eingenommen und in der Türkei zum Symbol für Massaker und Morde an Minderheiten, wie der kurdischen und alevitischen, an politisch Andersdenkenden, Journalist*innen und Politiker*innen vor allem ab den 60’er Jahren bis in die Gegenwart geworden ist. Noch dazu ist dieses Symbol in der rechtsnational gelagerten Mafia des Landes seit langem ein gängiger Gruß und wird seit Jahren erfolgreich verharmlost und dadurch hoffähig gemacht. Genau das versucht man jetzt auch auf internationalem Parkett. Dessen muss man sich bewußt sein, wenn man als aussenstehende Kommentator*in sich dazu motiviert fühlt, eine Haltung zum Thema einnehmen zu müssen, ohne genaue Kenntnis über die neuere Geschichte der Türkei und vor allem kein grundlegendes Wissen über die Entstehung nationaler Mythen und Symbole im Allgemeinen zu haben.
Diese festigen sich meistens im 19 Jhd.. Im Zuge der Popularität der nationalen Ideologien in vielen Regionen der Welt werden sie kanonisiert, effektiviert und literarisch eingefasst, um einer nationalistischen Idee zu dienen. Das war nicht nur in der Türkei so, sondern in vielen Ländern der Welt. Ausgangspunkt dieser Bewegung ist aber vor allem Europa: Die französische Revolition war ihre Keimzelle, aber vor allem in Deutschland setzt sich die nationale Idee im 19. Jhd als Ideologie fest. Im Zuge der deutschen Orientmission Kaiser Wilhemls II. im Osmanischen Reich wurde nicht nur die osmanische Armee von deutschen Offizieren reformiert. Namhafte deutsche ultranationalistische Theoretiker wie Hans Human zum Beispiel haben offen Einfluss genommen auf politisch konforme Elemente innerhalb der osmanischen Administration, den Intellektuellen und auch der Armee. Der türkische Nationalismus ist stark beeinflusst durch den deutschen! Große Namen des osmanischen Militärs wie Mustafa Kemal Atatürk und Enver Pasha (ein Pionier der türkischen Ultranationalist*innen) gingen durch eine preussische Militärschule. Dies nur als kleiner Exkurs in die Geschichte. Solche Geschichten gibt es zu Hauf überall auf der Welt. Die großzahl von Nationalsymbolen, die vermeintlich harmlos daher zu kommen scheinen, beruhen in Wahrheit auf grausamer Historie.
Aber zurück zum Hauptthema: Ich glaube nicht, dass große Turniere dieser Art, sich nachhaltig dafür eignen, Gemeinschaft und Verständnis in der Gesellschaft zu fördern. Mit den nationalen Symbolen und Fahnen wird lediglich die Seperation nach vermeintlicher „nationaler“ Zugehörigkeit erreicht und auch öffentlich inszeniert. Die Reproduktion nationaler Zeichen und Symbole bestätigt nur althergebrachte Identitätssysteme und lässt sie immer wieder öffentlichkeitswirksam Auferstehen. Deswegen braucht man sich nicht wundern, dass durch sie nationale Rivalitäten und Rassismen immer wieder von neuem auf internationaler Ebene wieder zum vorschein treten, wie zum Beispiel im Falle der kroatischen, albanischen und serbischen Fans, die sich gegenseitig den Tod an den Hals wünschten, den österreichischen Fans, die unverholen das rassitische „Ausländer-raus-Lied“ von Sylt sangen und und und…
Kommen wir nun zu UEFA, FIFA und Konsorten: sie bieten die Plattform für diese stereotypen Identifikationsbilder, denn ihre Funktionäre wissen nur sehr genau, dass sich über die Ansprache der Massen und die Entwicklung möglichst einfach zu befriedigender Nachfrage ultimativ viel Geld zu machen ist. Insofern ist Nationalkult für sie ein sehr geeignetes Mittel, um ihre Milliarden zu schäffeln. Genau das ist es, was an diesem Fußballklamauk kritisch ist: Es geht alleine um den rücksichtslos zu generierenden Umsatz. Der Fußballzirkus ist das beste Beispiel für das reibungslose Zusammenwirken von Kapitalismus und chauvenistischem Nationalkult. Um das ganze für die Politik legitimierbar zu machen, wird ein bisschen Völkerverständigung und Buntheit behauptet, indem man die Bilder generiert, zu denen sich die euphorisierten Fans nur all zu gerne hergeben. Sie selber sind zwar die wichtigsten, aber gleichzeitig auch die Draufzahler*innen im Milliardengeschäft. Die Kommunen können sich im Großen und Ganzen kaum an dem Umsatz beteiligen, denn sie haben viel zu große Ausgaben. Den Königsanteil kassieren große Konzerne aus China und Khatar, die ihre Werbungen schalten, ganz groß als Sponsoren auftreten und diese Massenevents als Mega-Werbeplattformen nutzen. Zu guter letzt sind es schließlich die besagten Verbände, die die Werbeeinnahmen einfahren.
Der lokalen Gesellschaft bringt das rein gar nichts, außer ein bisschen Ablenkung und Aufregung in ihrem Sklavenalltag. Das ist ein ziemlich schlechter Deal. Deswegen boykottiere ich den großen Profifussball seit Jahren.
Dass die Türkei und Deutschland dieses mal früh ausgeschieden sind, hat mich besonders gefreut. Dadurch blieb das Riesentamtam erfreulicherweise aus, das uns sonst erwartet hätte – womöglich noch überdimensionale Selbstinszenierungen und dämliche öffentliche Dispute zwischen türkischen und deutschen Politiker*innen, Mediengrößen etc.. Özil und Erdogan hatten sich ja schon in Position gebracht. Die dämlichen Aussagen von diversen deutschen Fussballern, lassen nur darauf schließen, was sich im öffentlich/rechtlichen da Bahn gebrochen hätte – von den Ausschreitungen auf den Straßen ganz zu schweigen. Alles in allem kann man froh sein, dass der Blödsinn vorbei ist und man sollte sich überlegen, ob man sich das in Zukunft unbedingt nochmal antun will. Ich bin für einen wie gesagt für ein Boykott von überbewerteten sportlichen Megaveranstaltungen. Das aus für die Bewerbung Münchens als Olympiestandort vor ein paar Jahren hat gezeigt, dass es möglich ist: scheiß auf EM, WM und Champions Leage. Wenn, dann sollten wir Bürger*innen auch etwas davon haben – und zwar in materieller und ideeller Hinsicht. Vielleicht braucht es auch endlich mal alternative Sportverbände?
Schwarzbraun ist die Haselnuss
Schwarzbraun ist die Haselnuss. Dies ist der Titel eines berühmten alten deutschen Volksliedes, das in der Moderne durch eine Interpretation des deutschen Schlagerstars Heino furore machte.
Der Text, der so harmlos albern daherkommt hat aber einen verstörenden Hintergrund, der wie die Faust auf die Hornsonnenbrille des besagten Heino passt.
Denn wir lesen dazu in dem einschlägigen Werk von Barbara Boock:
„Das Motiv des schwarzbraunen Mädchens kommt in vielen Volksliedern seit dem 16. Jahrhundert vor. Es beschreibt einen zupackenden, herzhaften Typus… Das Gegenbild ist die spröde, blonde Frau, die meistens auch einen höheren sozialen Rang einnimmt.“
Barbara Boock: „Schwarzbraun ist die Haselnuss, schwarzbraun bin auch ich“ – Nachforschungen zu einem umstrittenen Volkslied. In: Veröffentlichungen des Instituts für musikalische Volkskunde der Universität zu Köln 74/2001 (PDF; 1,8 MB).
Warum ich auf so einem banalen Beispiel von deutschem Alltagsrassismus rumreite? Nun…ganz einfach: als ich mir kurz nach der Europawahl die deutsche Landkarte mit den Wahlergebnissen ansah, löste die Farbkombi automatisch die Assoziation zu diesem Lied in mir aus und ich begann spontan die bescheidenen Melodiefetzen, die ich noch aus meiner jüngsten Kindheit im Kopf hatte, vor mich hin zu summen.
Hier die besagte Karte:
Das leuchtende Blau, dass im Gebiet der sogenannten „Neuen Deutschen Bundesländer“ zum Vorschein tritt, assoziiere ich schon seit langem mit Braun.
Somit passt der besagte Schlager doch ganz gut zu dieser Karte? Und er passt auch zum alteingesessenen Rassismus in diesem Land, der schon immer präsent war und jetzt nur immer unverhohlener zu Tage tritt. Ein sehr klares Bild zeichnet sich da ab. Auch zeigt sie sehr deutlich die „Gesinnungsgrenze“, die genau an der Linie verläuft, an der sich damals der „Eiserne Vorhang“ befand. Was man daraus an Schlußfolgerungen ziehen kann, überlasse ich dem/r geneigten Leser*in.
Ich habe eine Version dieses Liedes aus den 70’ern gefunden, die in ihrer naiven Rezeption, dem gesellschaftlich verankerten Rassismus auf entlarvende Art eindringlich Ausdruck verleiht. Man hat dafür tatsächlich die afroamerikanische Acapella-Combo „Golden Gate Quartett“ gewinnen können, die sich womöglich für „ein paar Dollar mehr“ auf diese „wirren Deutschen“ eingelassen und eine eigene Swing Version dieses unsäglichen Liedes aufgenommen haben. Hier präsentieren sie diese in einer vorabendlichen Fernsehshow mit dem klangvollen Namen „Musik ist Trumpf“, noch moderiert vom deutschen Showmasterurgestein „Peter Frankenfeld“:
Das ist für mich das Statement der deutschen Wählerschaft zur Europawahl:
„Schwarzbraun ist die Haselnuss,
Schwarzbraun bin auch ich“
Die Flucht vor dem eigenen Glück
Steht man im hier und jetzt, dann ist man rücksichtslos.
Denkt man ständig an seine Zukunft, dann lebt man nicht wirklich.
Beschäftigt man sich mit Geschichte, dann ist man zu nichts nütze.
Versucht man alles ganzheitlich zu sehen, dann ist man überfordert.
Denkt man an nichts von alledem, ist man oberflächlich.
Vielleicht hilft es ja, wenn man mal so und mal so lebt – also all die Perspektiven nacheinander, statt nur eine von ihnen, oder alle auf einmal? Wäre das nicht schlauer? Aber dann wird einem sicher eine mangelnde politische Haltung vorgeworfen?
Irgendwo lauert immer ein Defizit.
Man lebt ja so oder so… „trotz“, oder sogar „erst recht“ mit Defizit. Auf formeller Ebene natürlich nicht. Auf der Oberfläche sieht es bei den meisten oft tip top aus, aber in unserem Inneren? Da kanns schonmal zugehen, wie in einem Steinbruch. Ich wage zu behaupten: je mehr man sich um seine Oberfläche bemüht, umso schlimmer sieht es innen aus. Das ist im privaten kaum verkraftbar. In der Businesswelt zum Beispiel, da kann alleine der Gedanke an ein Defizit verheerende Auswirkungen haben – in Dimensionen, die das Egokonstrukt des*der Einzelnen ums zigfache übersteigt. Ein sprürbares, geschweige denn ein sichtbares Defizit kann in kürzester Zeit das gesellschaftliche Gleichgewicht kippen! Und Schwupps sitzen wieder die falschen Leute im Europaparlament.
Deswegen: geht bitte wählen! Lasst uns die wenigen Möglichkeiten, die wir als Europäer*innen haben, unsere Privilegien sinnvoll zu nutzen, nicht an uns vorüber ziehen. Geht europawählen! Das ist der einzige Weg, Nazis das Maul zu stopfen: indem man wählen geht.
Es herrschen wieder einmal viele Kriege in der Welt. In Gaza werden Flüchtlingscamps gebombt. Die Menschen sterben jeden Tag wie die Fliegen. Hier ein statistischer Überblick:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1417316/umfrage/opferzahlen-im-terrorkrieg-der-hamas-gegen-israel/
Für alle Whataoboutist*innen: die Statistik beinhaltet „alle“ Opfer.
Es ereignet sich dort ein militärischer Einsatz gegen eine hochgefährliche terroristische Organisation, die man jedoch seit Jahrzehnten mit Hilfe von Subventionen aus Katar hochgepäppelt hat mit der illusorischen Vorstellung, sie gegen eine demokratische politische Entwicklung in den palästinensischen Gebieten nutzen zu können. Wie schon so oft in der Menschheitsgeschichte geschehen, wendet sich das heiße Eisen nun gegen einen selber. Für einen rücksichtslosen Machtpolitiker wie Netanyahu ist das die einmalige Gelegenheit, sich über die Einwände der Opposition im eigenen Land hinweg zu setzen und sie Mundtot zu machen – auch um schwerwiegenden Korruptionsvorwürfen zu entgehen. Genau so funktioniert Machtpolitik seit jeher. Nichts hat sich geändert. Julius Cäsar hatte es damals in Gallien nicht anders gemacht. Der daraus resultierende Krieg wird nun ohne Rücksicht auf die Bevölkerung auf beiden Seiten geführt. Die eh schon strukturell schwache palästinensische Bevölkerung leidet jedoch in einem kathastrophalen Ausmaß. Sie ist dem Bombenhagel komplett ohne Schutz ausgeliefert. Über 36.000 Menschen sind dort gestorben. Man stelle sich vor, das würde hier in Zentraleuropa innerhalb einer so kurzen Zeit passieren! Was wäre da wohl los?
Es ist unwirklich.
Nun erklären einige europäische Staaten, sie wären dazu bereit eine Zweistaatenlösung mit einem unanbhängigen Palästina zu akzeptieren. Im Shitstorm dagegen fallen Argumente wie: „Soll man die jetzt auch noch belohnen für ihren gewaltsamen terroristischen Übergriff?“. Nein! Man belohnt sie nicht, denn die Hamas ist ebenfalls gegen eine Zweistaatenlösung. Die Hamas ist eine antisemitische radikale terroristische organisation, die Israel abschaffen will. Nun meine Frage: wie konnte man mit solchen Leuten über Jahrzente kooperieren? Das alles ist möglich, wenn man rein machtstrategisch vorgeht. Und diesen Vorwurf muss sich die israelische Regierung seit dem Tod Itzak Rabins leider gefallen lassen.
Es führt mich wieder zurück zum Titel dieses Blogeintrages: das Glück. Wieder einmal zeigt sich, dass weder die großen Weltreligionen noch die auf Nationen basierende Weltordnung uns helfen, unser Zusammenleben zu regeln, denn sie fokussieren sich weniger auf das kollektive Glück, als viel mehr auf die kollektive Angst und vor allem auf die Schuld. Die Religionen mögen meinetwegen Menschen auf individueller Basis helfen, mit ihrem Dasein im Universum klar zu kommen. Aber darüber hinaus bieten sie wenig Visionen und Lösungsansätze für gegenwärtige und zukünftige Herausforderungen der Menschheit. Im Gegenzug okkupieren sie aber enormes materielles und ideelles Potenzial.
Wir benötigen ein völlig neues Identifikationsmodell, dass sich löst vom althergebrachten Machtkampf zwischen den abrahamitischen monotheistischen Lehren und den nationalidentitären Konstrukten. Stattdessen müssen wir uns zunächst einmal auf unser kollektives philosophisches Selbsverständnis als Menschen zurückbesinnen, das uns spätestens seit Ende des 19. Jhd’s vollkommen abhandengekommen ist. Dieses menschliche Selbstverständnis muss über allem stehen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die historische kontextualisierung, die gerade streng verteufelt wird. Es ist anscheinend respektlos und unangemessen, die politischen Vorgänge der letzten Jahrzehnte – nicht nur im Nahen Osten – in einen historischen Kontext zu setzen. Das passt einigen Leuten und das betrifft nicht nur die aktuellen Konfliktparteien. Denn wenn man den histirischen Kontext sucht, dann erklären sich womöglich Konflikte eigentlich von selbst, deren Entstehung immer noch sehr diffus wirken. Die dominierenden politischen Kräfte inklusive die Nachfolger der damaligen Achsenmächte und Alliierten des 1. Weltkrieges müssten dann zu ihrer politischen Verantwortung stehen, denn im 1. Weltkrieg wurde nämlich so einiges verbockt, was uns jetzt weltpolitisch auf unsere empfindlichen humanistisch-westlichen Füßchen fällt. Da will man natürlich nicht groß auffallen, denn das würde schwerwiegende Konsequenzen mit sich bringen – auch wirtschaftlich. Wesentlich einfacher ist es dann doch, weiter bomben zu lassen. In anbetracht dessen wiegt aus machtpolitischer Warte der Tod von über 36.000 Menschen fast federleicht – vor allem, wenn es sich um die Bevölkerung des Gazastreifens handelt, denn ob man es akzeptieren will oder nicht: aus der rassistischen Perspektive, die leider in den meisten Köpfen in Europa herrscht, ist ein Menschenleben dort wesentlich weniger Wert, als eines in der sogenannten „westlichen Welt“. Let’s face it!
Dessen sollte man sich bewußt sein. Jeden Tag!
Mein Herz ist schwer. Auch wenn ich es mir nicht ansehen lasse. Ich denke, da geht es vielen so gerade. Das geistreiche Schreiben fällt mir deswegen schwer. Nehmt es mir also nicht übel, wenn meine Blogeinträge seltener geworden sind in letzter Zeit.
Ganz ruhig – nicht die Nerven verlieren!
Es wird teuerer. Die Mieten steigen – die Immopreise auch. Das ist nichts neues. Aber diesmal steigen auch die Gaspreise, die Lebenshaltungskosten. Social Media ballert – alle hängen am Handy. Corona-Langzeitschäden werden zu ideologischen Präzedenzfällen. Die Ukrainekrise lauert subkutan und Gaza brennt. Die Angehörigen der israelischen Geiseln, die sich in der Hand der Hamas befinden, stürmen das israelische Parlament und fordern Verhandlungen und die Beendigung der Kampfhandlungen. Netanyahu wiegelt ab. Die Hutsi Rebellen knallen vom Yemen aus Frachtschiffe im Roten Meer ab. Trump ist auf dem guten Weg, wieder für die Republikaner zu kandidieren.
Innenpolitisch kriegen Faschos in Europa immer mehr Oberwasser. In Deutschland veranstalten sie mittlerweile Neo-Wannseekonferenzen, auf denen sie die Remigration aller fordern, die in ihrer Ahnenreihe kein arisches Blut nachweisen können. Bis auf wieviel Generationen sie das zurückverfolgen wollen ist mir egal. Ich werde sowieso einer der ersten sein, wenns soweit ist. Aber ich werde nicht remigrieren, ohne eine gebührende Show abgeliefert zu haben. Das könnt Ihr mir glauben. Die Kostüme dafür stelle ich mir schon jetzt zusammen. Man hat ja nichts zu verlieren. Auf Lindners Aktienrente bin ich eh nicht angewiesen. Da spekulier ich doch lieber eigenmächtig.
Wenn ich so etwas von mir gebe, werde ich von vielen deutsch-deutschen Mitmenschen belächelt. Und zwar von denen, die immer noch sehr selbstsicher sind, was den Erhalt der demokratischen Grundordnung betrifft. Ich weiß nicht, was ihnen diese Sicherheit gibt. Mittlerweile glaube ich, es ist pure Hybris.
Eine sehr bedrohliche Zeit. Yes indeed. Porca Misera! Mehr denn je ist Bewegung angesagt.
Aber es scheint sich etwas zu tun: hundert tausende Menschen sind in den letzten Wochen auf die Straßen gegangen, um gegen den Rechtsruck zu protestieren, der seit gefühlt einem halben Jahrhundert bedrohlich anwächst wie ein Schwelfeuer. Darunter gute deutsche Konservative aller Parteizugehörigkeiten. Wir trugen alle bunte Transparente mit witzigen Sprüchen drauf und haben eindeutig Kante gezeigt gegen das Dreckspack. Die Euphorie war groß.
Dabei wird eines gerne übersehen: Die Umfragewerte der AFD werden dadurch nicht grossartig sinken. Der Massenauflauf diente meiner Meinung nach vorwiegend dazu, uns selber zu stärken und unseres innergesellschaftlichen Rückhalts zu vergewissern. Den werden wir brauchen, denn der Kampf geht weiter. Tagtäglich.
Schwarze Menschen in meiner Bubble berichten mir, dass viele dieser euphorisierten Leute, die „München ist bunt“-Transparente hochhielten, besorgt ihre Handtaschen umgriffen, als sie in ihre Sichtweite kamen. Auch Antinazidemos sind oft weiße Spielwiesen. Wir wollen eine bunte Gesellschaft, aber was das wirklich bedeutet, ist uns immer noch nicht ganz klar.
Das weiße Selbstbild Europas wird zusammenfallen und das sollte Niemandem Angst machen. Das Ende eines Zeitalters bahnt sich nun an, das von der Kolonisation bis zur Indurstrialisierung immer noch andauert. Das Ende dieser Ära zieht sich hin, wie ein totgekauter Kaugummi und dieser ist einer Zwischenphase gleichzusetzen. Viele nennen diese akute Phase, in der wir uns befinden „Postmoderne“. Dieser Begriff hat es in sich. Im Gegensatz zu vielen, glaube ich nicht, dass diese Zeit unser Ende bringen wird. Glücklicher wird sie uns aber auch nicht machen.
Ich vermute, dass wir kurz vor Torschluss noch ein Sicherheitsventil Richtung Weltall lösen werden und dann wird unser geballtes Chaos ins Universum fließen. Ich meine damit, dass die Grundlagen des „Kriegs der Sterne“ gelegt werden. Wir werden das All besiedeln und uns dort weiter bekriegen. Was bedeuten könnte, dass…. keine Ahnung, was das bedeuten könnte.
Also nicht die Nerven verlieren. Es wird noch lange weiter gehen. Aber in einer Mischung aus Splatter Movie und Science Fiction Drama. Langweilig wird es auf keinen Fall. Piuuu Piuuu Piuuu…
Was soll ich verkaufen?
Die Authentizität? Die Herkunft? Die Roots? Und damit einhergehend die Markierung akzeptieren und als Auszeichnung auf der Brust tragen? „Ah ein stolzer Exot!“.
Oder eher die Lüge, die diesseits wie jenseits daraus produziert wurde und immer noch wird? Diese ist allenthalben unterhaltsamer, so scheint es mir. Das Clichée, das stereotype Bild des edlen Barbaren, dass seit der Antike tradition hat und sich über die Jahrhunderte ständig verändert. Denn die Barbaren von einst, sind nach all den Jahrzehnten und Jahrhunderten gerne das Etablissement geworden und geben nun ihrerseits vor, wer als Barbar bezeichnet werden darf, soll und muß. Bestes Beispiel: die Germanen.
Ich liebe es, wie die Lügen über das „Unerträgliche des Anderen“ mit der Zeit an Gültigkeit verlieren, die Farblichkeit verändern, vergilben und uns als tragikomische Relikte aus einer anderen Zeit helfen, neue Lügen über unsere „Zeitgemäßheit“ aufzubauen. Wir sind nun „modern“. So ausgelutscht dieser Begriff auch sein mag, veliert er immer noch nicht seine Gültigkeit, wobei es ja schon lange heißen müsste „Wir sind postmodern“. Aber postmodern klingt immer noch nicht richtig hip und wird es wohl auch nie sein. Also brauchen wir einen neuen Begriff, der im täglichen/medialen Sprachgebrauch das althergebrachte „modern“ ergänzen kann.
Im Dienste des „modern seins“ verkaufen wir jedoch unsere Authentizität. Das schicksal des Authentischen war es schon immer, nie gleichwertig mit dem „modernen“ Lebensstil zu sein. Das authentische galt immer als altbacken und wurde somit belächelt. Auch wenn, wir immer beteuern, wie wertvoll das einfache, simple, althergebrachte, authentische ist, wollen wir nie zu ihm stehen. Aber wenn man es geschickt zu nutzen weiss, verleiht es der Moderne – die gerne unter ihrer eigenen Oberflächlichkeit leidet – „Profil“ und „Attraktivität“. Das heisst: „das ursprüngliche, einfache, harte Leben und alles, was es an Gütern in seinem Archiv für uns bereit hält, kann ausgebeutet werden und auf Social Media als Attribut präsentiert werden: deine exotische Familie und deine Vorfahren, aus dem eurasischen Raum, oder aus dem arabischen. Je authentischer desto besser: deine Oma in ihrer traditionellen Tracht – egal wo sie herkommt: Südamerika, Nordafrika, Afrika, oder Niederbayern, whatever…alles, was nicht „modern“ im Sinne des Europäischen, oder Westlichen ist. Das ist die Farbe, die wir brauchen. Das ist das wahre Leben. Das sind unsere Roots, aber wir verdienen unser Geld als Influencer*in auf Youtube, oder als Model, oder als Pop-Musiker*in und haben das Glück, das ein Teil unserer Familie aus der ländlichen Region, einem Drittwelt-, oder Schwellenland kommt. Denn: das lässt sich jetzt richtig gut verkaufen.
Ich verkaufe hingegen gerne die Lüge an sich. Die Lüge, die sich seit dem 18. Jhd. durchsetzte – angefangen mit der Idealisierung des griechisch-römischen Kultur- und Kunstsegments. Dabei waren es nun tatsächlich die Nachfahren der ehemaligen germanischen, gallischen und keltischen Barbaren, nämlich die deutschen, französischen und englischen Wissenschaftler*innen und Antikenliebhaber*innen, die sich ihrerseits nun alles antike Römische und Griechische aneigneten, es teilweise verhunzten, oder aber ins unermessliche hochstilisierten, um daraus eine stumpfe Identitäre Masse an Ekklektizismen zu formen, die sich dann erst ab den 90er Jahren dieses Jahrhunderts mit Hilfe von gewissenhaften Wissenschaftler*innen schafften, sich zu emanzipieren und wieder organisch zu werden.
Genauso geschieht es nun mit all dem, was bisher als Abschaum galt: das musikalische, künstlerische und kulturelle Erbe der ländlichen Bevölkerung des Südens und des Ostens. Es wird jetzt richtig Hip und als „psychedelic“ bezeichnet. Psychedelic wahrscheinlich deswegen, weil das „weisse“ Bewusstsein nichts anderem als seiner eigene kulturellen Welt eine gewisse „Komplexität“ zutraut. Somit muss die Komplexität einer originären, bisher als minderwertig befundenen Kultur von Regionen, wie zum Beispiel Anatolien, dem Balkan, oder des Nahen Ostens, oder whatever aus einer urnatürlichen mystischen Psychedelik entstanden sein, denn eine rational erklärbare kulturgeschichtliche Entwicklung die durch die dortigen Menschen entstand, ist ja eigentlich gar nicht denkbar.
Diesem Gesinnungsdiktat ordnen sich nun leider alle unter. Auch die Menschen dieser Regionen selber – vor allem aber die, die in 3. oder 4. Generation im westen Leben und bisher wenig Nähe zu ihren „Roots“ (wie sie es selber nennen) hatten. Nun, da diese Form der Authentizität wieder Hip ist, begeben sie sich auf eine öffentlich zur Schau gestellten Reise zurück. Sie lernen türkisch, kurdisch, arabisch, etc. und singen Volkslieder in ihrem gebrochenen West-akzent. Es wird nun geplündert und exhibitionistisch zur Schau gestellt, was man nur an „Authentischem“ finden kann und somit werden neue Lügen erzeugt. Im Grunde werden pseudo-authentische Selbstbilder verkauft, die je nach Wunsch mit Attributen geschmückt werden. Die Lüge wird immer wieder neu erfunden.
Und genau die verkaufe ich! Denn das ist meiner Meinung nach Legitim. Also nicht das Authentische an sich, sonder die Lügen, den Kitsch, den Trash der seit Jahrhunderten zur Befriedigung der menschlichen Selbstsucht entstanden sind..
Deswegen lüge ich auch gerne über mich selbst. Die Frage über meine Herkunft, wird grundsätzlich immer mit einer unverschämten Lüge beantwortet. Dabei spielt es kaum eine Rolle, ob der oder die Fragende die gelogene Antwort schluckt oder nicht. Ich Lüge dabei so plump, unverfroren und schamlos, dass er/sie empört von dannen zieht und sich über meine mangelnde Authentitzität und Unehrlichkeit beschwert und schlecht über mich redet.
So muss das sein!
So gefällt mir das!
Irgendwann begegnet man sich hoffentlich wieder und erkennt, dass das Leben ein einziges Schauspiel ist und man seine Rolle und damit seine Identität immer selbst entwerfen kann – jeden Tag aufs neue.
Sammlung dummer Sprüche #1:
und alternative Vorschläge zu ihnen…
Der dumme Spruch: Pray for peace – prepare for war!
Eine Erläuterung dazu, direkt aus Wikipedia übernommen (ganz unten ist eine sehr sinnvolle Alternative zu diesem dummen Spruch zu finden):
Si vis pacem para bellum ist ein lateinisches Sprichwort. Wörtlich übersetzt lautet es: „Wenn du (den) Frieden willst, bereite (den) Krieg vor.“ (In Sprachen mit bestimmtem Artikel sind Übersetzungen mit oder ohne Artikel möglich, da es im Lateinischen keinen Artikel gibt.) Andere, freiere Übersetzungsversionen sind: „Wenn du Frieden willst, rüste zum Krieg.“ oder „Wer den Frieden sucht, bereite den Krieg (vor).“
Die Grundidee findet sich schon bei Platon:
„Die vornehmste Grundlage eines glückseligen Lebens aber ist dies, dass man weder Unrecht tut noch von anderen Unrecht erleidet. Hiervon ist nun das Erstere nicht so gar schwer zu erreichen, wohl aber so viel Macht zu erwerben, dass man sich gegen jedes Unrecht zu sichern vermag, und es ist unmöglich auf eine andere Weise vollkommen zu derselben zu gelangen als dadurch, dass man selber vollkommen tüchtig dasteht. Und ebenso ergeht es auch einem Staate, ist er tüchtig, so wird ihm ein friedliches Leben zuteil, ist er es nicht, so bedrängt ihn Fehde von innen und außen.
[…]
Steht es aber so damit, so muss sich jeder nicht erst im Kriege, sondern schon in Friedenszeiten auf den Krieg einüben, und darum muss eine verständige Bürgerschaft in jedem Monat nicht weniger als einen Tag Kriegsdienste tun, wohl aber noch mehrere, wenn es den Behörden nötig erscheint, und dabei weder Frost noch Hitze scheuen.“
– Platon: Nomoi VIII, 829 St.2 A[3]
Das Sprichwort bezeichnet auch die Quintessenz der 7. Philippica, einer nach allen Regeln der Rhetorik gehaltenen Grundsatzrede von Marcus Tullius Cicero Mitte Januar 43 v. Chr. vor dem römischen Senat. Darin stellt er sich zunächst als Anwalt des Friedens vor. Anschließend legt er dar, warum ein Friede mit Marcus Antonius erstens schimpflich, zweitens gefährlich und drittens unmöglich sei.
Außerdem kommt sie bei Ciceros Zeitgenossen Cornelius Nepos vor (Epaminondas 5, 4). Am nächsten kommt dem Satz der römische Militärschriftsteller Vegetius (um 400 n. Chr.) im Vorwort zu Buch III seines Werkes De re militari:
„Qui desiderat pacem, bellum praeparat“
„Wer (den) Frieden wünscht, bereitet (den) Krieg vor.“
– Vegetius: De re militari III
Weiter ausgeführt ist der Gedanke bei Augustinus (De civitate Dei XIX, 12). Aufgenommen wird er unter anderem von Johannes von Salisbury und Sedulius Scottus. Auch im Ritterspiegel von Johannes Rothe wird er behandelt und Vegetius mehrfach zitiert.
In der Moderne entstand aus dem Spruch das waffentechnische Warenzeichen Parabellum (Parabellum Pistole). Auch der Originaltitel des US-amerikanischen Actionfilms John Wick: Kapitel 3 (John Wick: Chapter 3 – Parabellum, 2019) hat seinen Namen von diesem Sprichwort.
Walter Benjamin veränderte den Sinn des Sprichwortes durch Austausch des Prädikats entscheidend – er schrieb 1926 in einem Aufsatz, in dem er sich kritisch mit Strömungen innerhalb des Pazifismus auseinandersetzt:
„Wer aber den Frieden will, der rede vom Krieg.“
– Walter Benjamin
Diese Sentenz findet sich auch am Deutschen Panzermuseum Münster.
Deutsches Panzermuseum Münster
Die Umkehrung des Satzes in si vis pacem para pacem taucht in einem friedenswissenschaftlichen Zusammenhang erstmals als „if you wish for peace, prepare for peace“ bei John Noble (Arbitration and a congress of nations as a substitute for war in the settlement of international disputes) 1862 auf. Sie beschreibt die Entwicklung zeitgemäßer Friedenskonzepte:
„Friede sowohl in inner- als auch in zwischenstaatlicher Hinsicht sollte verstanden werden als ein gewaltfreier und auf die Verhütung von Gewaltanwendung gerichteter politischer Prozeß, in dem durch Verständigungen und Kompromisse solche Bedingungen des Zusammenlebens von gesellschaftlichen Gruppen bzw. von Staaten und Völkern geschaffen werden, die nicht ihre Existenz gefährden und nicht das Gerechtigkeitsempfinden oder die Lebensinteressen einzelner oder mehrerer von ihnen so schwerwiegend verletzen, daß sie nach Erschöpfung aller friedlichen Abhilfeverfahren Gewalt anwenden zu müssen glauben. Um Frieden zu erreichen, sind deshalb anhaltende Bemühungen um Rechtsstaatlichkeit, Erwartungsverläßlichkeit, ökonomischen Ausgleich und Empathie erforderlich.“
– Dieter Senghaas
Eine Haltung zum Nahost-Konflikt?
Eigentlich wollte ich keine politischen Kommentare mehr hier abgeben, aber angesichts der großen Tragödie, die sich wieder einmal vor aller Augen der Welt im Nahen Osten abspielt, kann ich nicht ohne.
Und ich muss gestehen: ich tue ich mich sehr schwer mit einer schwarzweissbasierenden klaren Haltung in dieser Angelegenheit!
Zumal ich die Entwicklung in der Region seit langem verfolge und es mir – wie so oft – scheint, dass die harten Gegenmassnahmen nichts – aber auch gar nichts bringen werden. Sie werden – genauso, wie es bisher erfolgt ist – nur die radikalen Kräfte beflügeln, das Blutvergiessen vermehren und den Konflikt noch weiter ausweiten. Auch wurde eine Eskalation in diesem Ausmass von Nahostspezialist*innen vorausgeahnt. Leider hat man sich entweder in zu großer Sicherheit gewähnt, oder man hat es einfach in Kauf genommen und sich schon lange auf die folgende kriegerische Auseinandersetzung vorbereitet. Nach dem Motto: „Pray for peace – prepare for war“.
Hamas und Hizbollah sind radikalislamistische Terrororganisationen und haben auch für mich keinerlei Legitimation, das palästinensische Volk zu vertreten. Das ist uns ja seit Jahren klar. Die Frage ist, was könnte sie politisch schwächen? Folgende Maßnahmen sind es wohl erwiesenermassen nicht:
- 2 Millionen Menschen in Gaza leben seit Jahrzehnten im größten Freiluftgefängnis der Welt. Unter ihnen befinden sich vor allem wehrlose Kinder, Familien, ältere Menschen. Sie werden nun Opfer der Skrupellosigkeit der Hamas, aber auch der Ignoranz der Weltgemeinschaft, die sie den Vergeltungsschlägen der israelischen Armee aussetzt, ohne ihnen einen effektiven Evakuierungsplan anzubieten. Das ist völkerrechtswidrig – ob man das nun wahr haben mag, oder nicht.
- Die Politik der harten Hand, die von Seiten Israels seit der feigen Ermordung Yitzak Rabin’s unvermindert durchgeführt wird, ist – komplementiert durch die stillschweigend geduldeten Landbesetzungen durch die Siedler im Westjordanland – ebenfalls völkerrechtswidrig.
Ich tue mich wiederholt schwer, Stellung zu beziehen neben Nationalfahnen und sonstigen Machtsymbolen. Lieber bekenne ich mich zur Solidarität mit der isreaelischen Opposition und allen Menschen in der Region, die mutig für den Frieden dort einstehen und dafür offen angefeindet werden. An die denkt man in Europa und im Westen am wenigsten.
Warum ich am Erfolg der harten Gegenoffensive zweifle? Ganz einfach: sie haben bisher auch nichts bewirkt! Den Amerikanern ist in der Sache am wenigsten zu trauen, nach dem, was sie nach 9/11 in Afghanistan und im Irak produziert haben. Dort haben sie nach etlichen Jahren des Krieges den Radikalistamist*innen sang und klanglos das Feld, und ihre Verbündeten vor Ort der Gewalt durch die Terroristen vor Ort überlassen. So wie die isreaelische Armee in den 90ern sich aus dem Westjordanland zurückgezogen und der Hizbollah einen politischen Triumph ermöglicht hat, ohne irgendeine nachhaltige Friedensstrategie.
Statt wildentschlossener Fahnenschwingerei braucht es effektive Friedenspolitik, die sich der Profitgier der Waffenindustrie und ihren Lobbies entgegensetzt. Nur so kann den Radikalislamisten das Handwerk gelegt werden. Leider zweifle ich sehr daran, dass das überhaupt erwünscht ist.
Benjamin Netanyahu hat noch nie aufrichtig dem Frieden zugearbeitet. Er hatte lange genug Zeit dazu gehabt, aber stattdessen hat er den Konflikt ständig angeheizt und auch die Hamas in ihrer Anfangszeit – als Pseudokorrektiv zum politischen Gegner PLO – bewusst unterstützt. Mit diesem Menschen kann im Nahen Osten nichts zu Gunsten eines nachhaltigen Friedens bewirkt werden. Ausserdem ist er ein korrupter Regierungschef, der einer Amtsenthebung nur deswegen entkommen konnte, weil er gemeinsame Sache mit den Ultrarechten im Lande macht und somit seine Immunität sichern kann.
Neben dem stehe ich nicht, sorry. Ich solidarisiere mich lieber mit all den unschuldigen Zivilist*innen auf beiden Seiten, die diesem menschenunwürdigen Konflikt seit Jahrzehnten zum Opfer fallen – all die Kinder, denen eine aussischtsreiche unbeschwerte Zukunft geraubt wird, auf die sie ein Menschenrecht haben, die Hinterbliebenen der Opfer auf beiden Seiten, den Geiseln und ihren Familien.
Das alles macht mich sehr traurig. Das zu äussern, ist mir ein dringendes Bedürfnis. Auch wenn mich einige wegen meines Bekenntnisses jetzt haten werden: ich finde es wichtig, sich zu seiner Menschlichkeit zu bekennen, bevor man sich zu etwas anderem bekennen kann. wie z.B. zu einem Gott, einer Nation, einem Volk, einer kulturellen Identität und zu all den Symbolen, die zu diesen Gehören – vor allem Nationalfahnen.
Der ganze Konflikt zeigt wieder einmal, wie überholt das Prinzip der nationalen und auch der religiösen Identitäen ist. Sie bieten kein tragfähiges Gerüst für unsere gemeinsame Zukunft und werden auch irgendwann passé sein, denke ich. Aber bis dahin werden sie noch eine Menge an Blut fordern, befürchte ich. Auch, was danach folgen soll, ist äusserst ungewiss und ist eben uns Menschen überlassen. „Wir“ müssen uns dafür entscheiden, in welcher Welt wir zukünftig leben wollen – vor allem müssen wir uns dafür entscheiden, sie zu erhalten.
In tiefer Trauer um alle Opfer des Nahostkonflikts und um die, die wohl leider noch folgen werden.
Triptonious Coltrane aka Tuncay Acar.
Alacakaranlık / Zwielicht
Gedicht von Yücel Ertan und Aziz Nesin
(deutsche Übersetzung s. unten)
Olmaz ol alacakaranlık!
Yerin dibine bat alacakaranlık!
Evin ocağın sönsün alacakaranlık!
Onulmaz dertlere düşesin de sürüm sürüm sürünesin alacakaranlık!
Dilerim, ettiğini bulasın, kan kusasın… Sancıdan, sızıdan inleyesin!
Can alıcıya can vermeyesin.
Alacakaranlık, ne karanlıktır, ne aydınlıktır;
ikisi ortası, aydınlıktan uzak, daha çok karanlığa yakın.
Alacakaranlık bir kandırmacadır, aldatmacadır, yutturmacadır, oyalama, göz boyamadır.
Karanlık, gecedir, her gecenin de bir sabahı olur.
Ama alacakaranlıkların hiç yoktur sabahı,
bir sürüncemedir, sürer gider…
Ne aydınlık, ne karanlık…
Varsa da yok…
Yoksa da var…
Var gibi de yok, yok gibi de yine var…
Kanunlar hem var, hem yok…
Kimine var, kimine yok.
Kimi zaman var, kimi zaman yok.
Kimi yerde var, kimi yerde yok.
İnsan hakları, hani varımsı da yokumtrak…
Demokrasi; demokrasisimsi…
Sosyal adalet; sosyal adaletimsi…
Varımtrak yokumsu…
Tatlımtrak acımsı…
Salımtrak ama çarşambamsı…
Batılımsı da doğulumtrak…
İlerimsi de biraz gerimtrak…
Alacakaranlık, insanlara karanlığın aydınlıktır diye yutturulmasıdır: karanlığımsı da aydınlığımtrak…
Karanlık, aydınlığın düşmanıdır.
Alacakaranlık, hiçbir şeyin ne dostu, ne de düşmanıdır.
Alacakaranlık ne tezdir, ne antitezdir, ne sentezdir.
O, Allah’ın belası pis bir şeydir.
Olmaz ol alacakaranlık!
Başın kel ola!
Gözün kör ola!
Yerin dibine bat da bir daha çıkma!
Gel ey aydınlık, gel!
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Sei verflucht, Zwielicht!
Versinke im Boden, Zwielicht!
Dein Heim und Herd mögen erlischen, Zwielicht!
Du sollst in unendliche Sorgen stürzen und dahinsiechen, Zwielicht!
Ich wünsche, dass du Ahndung findest, Blut spuckst und elendig zugrunde gehst, Zwielicht!
Mögest du darbend nach dem Sensenmann flehen.
Das Zwielicht ist weder Dunkelheit, noch Licht.
Es liegt dazwischen. Dem Licht etwas ferner, der Dunkelheit etwas näher.
Das Zwielicht ist Lügenspiel, Trugschluss, Finte, ewiger Kurzweil, Augenwischerei.
Die Dunkelheit ist Nacht und jeder Nacht wird ein Morgen geboren.
Aber das Zwielicht kennt keinen Morgen.
Es ist ewige Unentschlossenheit und wärt immer fort.
Weder Licht, noch Dunkel…
Es ist, aber es ist auch nicht…
Es ist nicht, während es zu sein scheint…
Es scheint zu sein, ist aber nicht.
Ist nicht, scheint aber doch zu sein…
Gesetze gibt es, aber eigentlich auch nicht…
Für manche ja, für manche nicht…
Manchmal gibt es sie, manchmal nicht…
Zu Zeiten greifen sie und dann wieder nicht…
Menschenrechte sind ‚menschenrechtsähnlich’…
Demokratie ist ‚demokratieähnlich’…
Soziale Gerechtigkeit ‚ähnelt‘ einer Sozialen Gerechtigkeit…
Es scheint zu existieren, aber gleichzeitig auch nicht…
Süsslich und auch bitterlich ist es…
Dienstagsähnlich, aber auch mittwöchelnd…
Angewestlicht und gleichzeitig östlich anmutend…
Progressivlich, aber auch etwas von rückschrittlicher Art…
Das Zwielicht gewandet sich hell und gaukelt den Menschen so das Licht vor.
Es ist angedunkelt, trägt aber auch hellere Töne…
Die Dunkelheit ist der Feind des Lichts.
Das Zwielicht hingegen ist niemandes Feind, noch Freund.
Es ist weder These, noch Antithese, geschweige denn Synthese.
Es ist ein gottverfuchtes Drecksding.
Sei verflucht Zwielicht!
Deine Haare mögen ausfallen!
Deine Augen mögen erblinden!
Mögest du in Grund und Boden versinken und nie mehr wieder auferstehen!
Komm o helles Licht! Komm endlich!