Schmachtfetzen #11: Gülden Karaböcek – Küstüm Sana Dünya

Auch wenn der Text und die Musik dieses Stückes aus den 70’ern in ein tragisch-kitschiges Tüllgewand gehüllt sind, entbehren sie nicht einen gewissen Grad an Authentizität, denn Gülden Karaböcek (geborene Göktürk), gehört zusammen mit ihrer Schwester, mit der sie eine tragische Geschichte verbindet, zu den größten Stars des türkischen Pop der 70’er. Ihre Karriere begann auch schon im Schatten ihrer großen Schwester Neşe Karaböcek, die ihrem Ehemann und Produzenten und seiner Plattenfirma „Elenor'“ mit ihrer großartigen Stimme, ihrem Charisma und den dadurch generierten Superhits große Erfolge bescherte.

Als sich die Wege des Paares trennten und sie sich im Jahr 1974 scheiden ließen, verlor die Plattenfirma auch ihren größten Star. Zu diesem Zeitpunkt eiferte die gerade mal 17 Jahre alte kleine Schwester Gülden ehrgeizig ihrer großen Schwester hinterher und wollte ebenfalls ein Gesangsstar und eine Diva werden. Ihre Stimme und auch ihre Erscheinung boten sich dafür an, aber sowohl ihre Schwester, als auch ihre Familie waren strikt dagegen. Dies erwies sich für den Ex-Ehemann als Gelegenheit, die Plattenfirma vor der Krise zu bewahren und mit einem neuen unverbrauchten Star zu krönen, der auch noch den selben Künstlernamen „Karaböcek“ trug, wie die Vorgängerin.

Somit übernahm auch Gülden nach den ersten Veröffentlichungen (1969), bei denen sie Orhan Gencebay begleitete, ab 1971 den Künstler(nach)namen ihrer Schwester Neşe.

Ihr Ex-Schwager nahm die von ihrer Familie isolierte Gülden mit all ihren Sehnsüchten und Hoffnungen auf eine glorreiche Karriere als Sängerin bei sich auf und es entwickelte sich eine verhängnisvolle Beziehung, die auch noch in einer skandalösen Hochzeit endete. Gülden Karaböcek bereute zeitlebens das Verhältnis mit ihrem Schwager und litt sehr unter dieser unheilvollen Fügung.

Ihre Schwester und ihre ganze Familie verstießen sie auf Lebenszeit, kamen jedoch nach einigen Jahren nicht umhin, ihr zu verzeihen. So kam es im weiteren Verlauf zu einigen medienwirksamen Versöhnungs- und Streitszenen.

Gülden Karaböcek lebte in den achtziger Jahren eine Zeit lang in der Bundesrepublik Deutschland. Dies inspirierte sie zu dem Stück „Yalan Almanya“ (Verlogenes Deutschland), in welchem sie die enttäuschten Hoffnungen der 1. Gastarbeitergeneration zur Sprache brachte. Mit „Bir Mucize Allah’ım“ brachte sie übrigens 1987 die erste in der Türkei produzierte CD heraus.

Bahtıma doğacak günü bekledim
Sabrıma her gün bir sabır ekledim
Hayatın elinden neler çekmedim
Küstüm sana dünya barışmam artık.Üstüme yüklenen dertler yokolsun
Hayat sen karanlık çıkmaz bir yolsun
Diyorlar ki bana çileli kulsun
Kimsenin işine karışmam artık
Küstüm sana dünya barışmam artık.

Öyle dert çektirdi bana şu yıllar
Düştüm düşeceğim yerlere kadar
Bu dünyada benden dertli kimler var
Kederden kedere yarışmam artık

Üstüme yüklenen dertler yokolsun
Hayat sen karanlık çıkmaz bir yolsun
Diyorlar ki bana çileli kulsun
Kimsenin işine karışmam artık
Küstüm sana dünya barışmam artık

Ich warte auf den Morgen,
der mein Schicksal erhellt. jeden Tag füg‘ ich Geduld an Geduld.
Was hat mir das Leben doch für Leid bereitet?
Ich bin der Welt verdrossen, versöhne mich auch nicht mehr!Ich wünschte, diese schweren Sorgen würden bald vergehen.
Ach Leben, du bist eine dunkle Einbahnstraße.
Alle sagen, ich sei ein unheilvolles Geschöpf.
Aber ich halte mich jetzt aus allem raus.
Ich bin der Welt verdrossen, versöhne mich auch nicht mehr!

Die Jahre haben mir so viel Trauer gebracht.
Soweit ich konnte, bin ich schon gefallen.
Gibt es jemand sorgenvolleren als mich auf dieser Welt?
Ich ziehe nicht mehr von Leid zu Leid.

Ich wünschte, diese schweren Sorgen würden bald vergehen.
Ach Leben, du bist eine dunkle Einbahnstraße.
Sie sagen, ich bin ein unheilvolles Geschöpf.
Aber ich halte mich jetzt aus allem raus.
Ich bin der Welt verdrossen, versöhne mich auch nicht mehr!

Zeitgenossenschaft

Auch wenn wir so tun, als wären wir Zeugen der gesamten Geschichte des Universums und würden es kennen, wie unsere Westentasche, so sind wir im Grunde nur die Zeugen des Hier und des Jetzt. Das Unglaubliche an der Zeit ist, dass sie die einzige Sache ist, die wir Mistgurken miteinander teilen „müssen“, ob wir wollen oder nicht.

Die Drogenvergangenheit der Briten in a Nutshell

Ist das nicht erstaunlich? Seit Jahren gilt die Globalisierung als das Modell der Zukunft und was kommt nun zum Vorschein? Nationalistischer Protektionismus und Populismus. Zumindest in der weißen Hemisphäre der Menschenwelt.

Sogar die Briten, die über Jahrhunderte einen großen Teil der Welt beherrschten, ziehen sich zurück in ihre Nußschale. Sie suchen Schutz im Engen, Vertrauten, Gewohnten.

Dabei müßten sie am besten wissen, dass das nichts hilft. Den Chinesen hat es damals im 19. Jhd. auch nicht geholfen, sich in ihre Wirtschaftsblase zurück zu ziehen. Damals kontrollierten sie ihren eigenen Handel und waren seit je her wirtschaftlich autochton. Ihr Untergang begann mit Tee, denn der war und ist in England schon immer sehr beliebt gewesen. Und da die Chinesen den Teemarkt kontrollierten, mußten die Briten diesen von ihnen kaufen, und zwar in rauen Mengen. Das ging richtig ins Geld.

Vor allem mißfiel es den Engländern, sich permanent mit der Käuferrolle begnügen zu müssen. Wenn Handel, dann mußte das schon in beide Richtungen gehen. Aber die Chinesen hatten kein Interesse an den Produkten der degenerierten Weißen.

Also bedrängten diese die chinesischen Kaiser lange Zeit mit der Forderung nach bilateralen Handelsbeziehungen. Diese lehnten aber konsequent ab. Eigentlich mit Recht. Warum sollten sie ihre Märkte dem Ausland öffnen, wenn sie doch ganz gut klar kamen mit dem eigenen Binnenangebot in ihrem riesigen Reich?

Diese introvertierte Sturheit trieb vor allem das britsche Großkapital schier in den Wahnsinn. Es floßen nämlich Unsummen des britischen Goldes nach China, aber es gab keinen Gegenfluß. So konnte es auf Dauer nicht lange weitergehen. Es mußte etwas geschehen! Sie mußten irgendeinen Weg finden, den Chinesen ihr kolonialistisches Handelsportfolio unterzujubeln.

Irgendwann Anfang des 19. Jhds war endlich die Lösung gefunden: auch Chinesen konnte man in Abhängigkeit bringen. Sie standen nämlich unwahrscheinlich auf Opium und darauf hatten die Briten fast unbegrenzt Zugriff durch ihre imperial-kolonialen Positionen, vor allem in Indien.

Also ging es los mit dem illegalen Opiumschmuggel nach China, in großem Format organisiert durch Drogenbarone, die mit der britischen Handelsflotte kooperierten und gesichert durch britisches Militär. Hauptstützpunkt war der Schmugglerhafen Hongkong.

So sehr sich die chinesischen Kaiser und die kaiserliche Administration durch Sanktionen, Verbote und schwere Strafen dagegen zu wehren versuchten, es half alles nichts: ihre Untertanen wollten den Stoff und die Engländer überschwemmten den Markt.

So kam, was kommen mußte: die Chinesen griffen im Spätsommer 1839 britische Handelsschiffe an, konfiszierten das Opium und zerstörten es. Drakonische Strafen bis hin zur Todesstrafe trafen Konsumenten, kleine und große Händler, auch Europäer waren darunter. Daraufhin lief es damals fast genau so, wie es heute auch noch üblich ist: ausgerechnet die miesesten Ganoven spielten sich als die Verfechter des freien Handels auf und riefen ihr britisches Königreich um Hilfe an, welches Ihnen diese narürlich willfährig gewährte: Der daraufhin entbrannte sogenannte 1. Opiumkrieg ging bis zum 29. August 1842 und endete in der Okupation der wichtigsten Handelsniederlassungen an der chinesischen Küste, der Auflösung der chinesischen Außenhandelsmonopols und der Öffnung des chinesischen Marktes für die Güter der Briten und anderer europäischer Staaten. Noch dazu mussten die Chinesen den englischen Drogendealern das gesamte zerstörte Opiumgut ersetzen.

Der Konflikt gärte noch etwas nach und es kam zum 2. Opiumkrieg von 1856 bis 1860, im Zuge dessen die verbündeten Truppen der Franzosen und Engländer – durch Beihilfe von geförderten Rebellentruppen – die chinesische Souveränität völlig untergruben und auch in Peking einzogen.

Als Nebeneffekt wurde die Wirtschaftsmetropole Hongkong geboren. Dort etablierte das britische Großkapital eine der dreckigsten Bankunternehmen der Welt, um ihre Drogengewinne abzusichern: nämlich die HSBC (Hongkong & Shanghai Banking Corporation), die seit dem bis in die Moderne als „die“ Schwarzgeldwaschanlage für Drogenkartelle aus der ganzen Welt fungierte.

1911 brach dann das chinesische Kaiserreich zusammen und die imperialistischen Gauner tobten sich aus bis dann der große Mao Tse Tung anrückte. Der Rest ist bekannt.

Dies ist eine sehr interessante Episode der britischen Imperialgeschichte, finde ich. Angesichts dieser gewinnt der feige Rückzug aus der EU und die große Unterstützung, die diese Politik durch das Wahlergebnis vom 12.12.2019 durch die britische Bevölkerung erfahren hat, noch mehr an Gewicht.

Ich wünsche diesen Schweinepriestern die chinesischen Heuschrecken an den Hals, auf das sich die Geschichte rächen möge! Und dann bin ich auch noch so frech und wage ein dystopisches Science Fiction Szenario: die chinesischen neoliberalen Kommunisten werden dann von europäischen postkapitalistischen Rebellen in die Flucht geschlagen. Die Tories gehen in der Revolution unter. Das britische Großkapital flüchtet nach Russland, das ihnen eine steuerbegünstigte Freihandelszone am Don bietet.

Material zum anlesen und Überblick verschaffen:
https://www.welt.de/geschichte/article172647940/Erster-Opiumkrieg-Als-England-weltgroesster-Drogendealer-wurde.html
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/geschichte/geschichte-opium-fuers-volk/4171512.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Erster_Opiumkrieg
Ausführliche Dokumentationen zu HSBC:
https://www.youtube.com/watch?v=a-uHKWu2nDw
https://www.youtube.com/watch?v=sTVPicgC5yU