Der Hass

Hey du!

Kennst du den Hass?
Oder kennst du ihn nicht?

Den blanken, ungehemmten Hass?

Mir ist er ein Paar mal begegnet.

Abgrundtief, kompromislos, von panischen Ängsten geplagt und genährt, oft nach einer moralischen Rechtfertigung suchend, aber letztendlich sich suhlend im eigenen Egozentrismus.

Sein Ursprung liegt wohl in Urzeiten und ist nicht mehr nachzuvollziehen.
Er ist nachtragend, taucht mit Vorliebe aus der persönlichen Kränkung heraus und tarnt sich gerne mit Identität.

Nein, ich meine nicht die Abneigung, oder die Antipathie.

Ich meine den Hass, von dem sie alle reden.

Kennst du den?
Fühlst du ihn sogar?

Hasst‘ du mich vielleicht auch?
Einfach so, weil ich bin, wer ich bin?

Bist du jemand, für den Hass Lust bedeutet?
Wonne, Erbauung, Futter für den Geist?
Dann bist du der Hass?
Somit zählen für dich nur die Hassenden?
Egal auf welcher Seite?
Die übrigen sind nur Opfer?

Oder bist du jemand, der ihn am eigenen Leibe spürt?
Täglich?
Seit Jahren?
Seit deiner Geburt?
Du kennst gar kein Leben ohne Hass?
Deine Haut ist impregniert vom Hass anderer?
Er greift ein in dein Denken und Handeln, begräbt dich in Lethargie?

Oder bist du jemand, der so etwas bisher weder empfunden, noch erfahren hat?
Rein, wie die Milch, glücklich, strahlend?
Verständnislos achselzuckend eingebettet in eine sorglose Normalität?

Oder bist du jemand, der gehasst hat, gehasst wurde und somit ein Leben ohne beidem nur gar zu schätzen weiß?

Oder bist du jemand, der zwar selber nichts von beidem erfahren hat,
aber die Auswirkungen auf andere Menschen durchaus?

Und? Wie hast du reagiert?
Überhaupt nicht?
Partei ergriffen?
Für wen?

Wie antwortest du auf Hass?
Mit Hass?
Mit Liebe?
Oder Ignoranz?

Oder bist du gar der Hass?

Und der Mensch erschuf Gott nach seinem eigenen Ebenbild.

Lasst euch nicht’s einreden! Menschen sind Menschen. „Kulturkreise“ gibt es nicht. Die Unterteilung von Menschen in solche ist eine Unverschämtheit. Menschen aus bestimmten Ländern, Regionen, Menschen mit dunkler Hautfarbe, gekräuselten Haaren haben keine angeborenen schlechten Charaktereigenschaften. Sie sind nicht viel besser, oder schlechter, als Menschen, die einem hier lokal gültigen Schönheitsideal entsprechen.

Im Generellen sind wir Menschen – leider sehr sehr oft – einfach unverschämt und undankbar. Das ist aber unser Problem und hat sonst niemanden zu belasten. Also wenn wir in unserer Überheblichkeit Bockmist bauen, dann neigen wir dazu, diejenigen zu beschuldigen, die wir damit eigentlich benachteiligen. So sind die meisten von uns, obwohl wir immer genau das Gegenteil behaupten. Wir sind skrupellos und grausam. Warum? Weil wir uns vor unserer menschlichen Weiterentwicklung fürchten! Sogar mehr, als vor dem Untergang unserer ach so schönen Welt. Über die letzten Jahrtausende konnten die monotheistischen Gottheiten Gott, Allah und Jehova uns bei vielen Themen und Angelegenheiten, die unsere Seelen beschäftigten helfen, aber bei der Lösung dieser Frage haben sie leider bisher nichts bewirken können.

Das liegt wahrscheinlich daran, dass wir sie geschaffen haben und nicht umgekehrt. Ja, Ich glaube, dass der Mensch Gott nach seinem eigenen Ebenbild geschaffen hat, um ihn zu benutzen. Wir halten uns selber für Gott. Und das ist auch der Sinn aller abrahamitischer Religionen. Sie sind meiner Meinung dazu da, die Selbstherrlichkeit des Menschen zu legitimieren.
Nein, ich bin kein Misanthrop. Ich glaube nur, dass – wenn wir uns schon große Reformen und Fortschritt auf unsere pompösen Fahnen schreiben – wir ersteinmal in der Lage sein sollten unser eigenes persönliches Leid, unsere Ängste, unser Elend und unsere Traumata anzuerkennen und sehr tief in uns selber zu blicken.

Das geht schon. Keine Angst! Es ist besser sich jetzt damit zu konfrontieren, als kurz vor dem Tod seinem überladenen hässlichen Gewissen gegenüberzustehen. Das ist viel viel härter. Wetten?

NAFRI’s? WTF?

Die Zeit vergeht! Ich bin 1968 in München geboren worden und lebe seitdem mit einigen kleinen Unterbrechungen hier. Ich habe es bisher noch nie erlebt, dass dieses Volk sich mal in einer ähnlichen Form und so massiv über rechtsradikale Straftäter aufgeregt hätte, wie es sich gerade über „NAFRI’s“ echauffiert.

Noch nie!
Nicht ansatzweise!
Nicht mal nach Mölln und Solingen!
Nach keinem Fackellauf der Nazis in Dresden, nicht nach den NSU Morden, nicht nach den hunderten von gewaltbereiten Übergriffen von rechts auf geflüchtete und Menschen mit anderer Hautfarbe oder Hintergrund,
ob mit toten oder verletzten Opfern
und auch nicht nach den letzten Ausschreitungen in Bautzen, Clausnitz und Heidenau.

Da wurde die Kanzlerin auf offener Strasse als „Fotze“ beschimpft und Polizisten lebensgefährlich bedroht.

Auch die Zusammenhänge zwischen dem Verfassungsschutz und dem letzten Berlin Attentat interessiert die Masse einen feuchten Dreck.

Keine nennenswerte Empörung kein Gezeter! Bestenfalls bemüht nüchterne Analysen und besserwisserisches Getue.

 
Aber bei dem Thma NAFRIs kann die deutsche Masse emotional werden. Aha!
 
Mit dem jetzigen Geheule und Gegeifere waren die Reaktionen damals jedenfalls kaum zu vergleichen.
 
Und wie hoch der Contenance-Verlust plötzlich dann doch sein kann, wenn eine Grünen-Politikerin mal klar ihre Meinung zu Racial Profiling äussert? Man merkt: Das passt  jetzt gar nicht in die allgemeine Lauflinie! Nicht mal ihren Parteigenossinnen und Genossen.
 
Als ob nicht fast jeder hier in diesem Land wüsste, dass nicht nur die Kölner, sondern auch die Polizei Bundesweit solche Sondereinsätze durchaus in den Griff kriegen könnte, auch ohne die leute nach rassistischen Merkmalen auszusortieren und willkürlich zu durchsuchen.

Erzählt mir doch nix!
Und dann noch die unverschämte Äusserung: „Racial Profiling rettet leben“!
Komme geht’s weida! Wo war euer so erfolgreiches Profiling bei all den toten Opfern von rechter Gewalt? Warum habt ihr es da nicht schon angewandt?

 
Wie verlogen meine lieben Deutschen und Deutschinnen doch sein können!

Feige und verlogen!