Musikvorschlag zum unten folgenden Gedankengang (leicht im Hintergrund, muss nicht laut sein): https://www.youtube.com/watch?v=69yK5mNEsYw&index=1&list=PL45C148144ADD6B46.
Man sagt, „der legendäre Chef des mexikanischen Sinaloa Kartells Joaquin ‚El Chapo‘ Guzman hätte dem Islamischen Staat den Krieg erklärt“. Das soll aber leider eine Hoax sein. Mehr dazu hier: http://www.snopes.com/el-chapo-threatens-isis/.
Und dann gab es letztens noch diesen Patensohn Giovanni Gambino, der sich zwar vermeintlich als Schriftsteller und Drehbuchautor versucht und selbst nichts mehr mit den Geschäften der Mafia zu tun haben will, aber gelegentlich dann schon mal in der ersten Person Mehrzahl spricht, wenn er auf sie zu sprechen kommt: http://www.welt.de/vermischtes/article149231262/Die-Mafia-will-jetzt-auch-gegen-den-IS-vorgehen.html. Auch er vertritt die Meinung, dass das Mitmischen der Mafia im Anti-Daesh-Kampf sinnvoll wäre.
Warum sollten wir uns denn darüber wundern? Jetzt mal im Ernst: wir wissen doch alle, dass dubiose Machenschaften schon immer den Kern des Kriegs- und Ölgeschäfts bildeten, sozusagen das Knochengerüst. Um welchen Spezialbereich es auch geht: Waffen, Öl, Prostitution, Drogengeschäfte, Schutzgelderpressung, Waffenschmuggel, Mord und Totschlag, Völkermord, etc.. Die Kooperation zwischen der legitimierten Macht und der Unterwelt ist doch nicht umsonst der Stoff eines jeden gutgemachten Thrillers. Das ist doch nicht nur so, weil die Story irgendwie spannend klingt, oder?
Klar wird alles in der Phantasie noch einmal ordentlich aufgeblasen, aber im Grunde wundere ich mich gerne mal auch über die, die sich plötzlich kollektiv über Dinge wundern, von denen jeder wusste, oder zumindest annahm, dass sie immer so waren wie sie waren, aber richtig wundern tut man sich eben erst dann, wenn offiziell auch die Zeit zum Wundern geschlagen hat. Denn man weiss ganz genau: macht man’s zu früh, oder zu spät, dann kann einem das Wundern schon mal die Glaubwürdigkeit, oder gar Kopf und Kragen kosten. Ich nenne das: „die Kunst des zeitgenauen Wunderns“.
Neuer Musikvorschlag zum nächsten Gedankengang (kann schon auch laut sein jetzt): https://www.youtube.com/watch?v=2uYs0gJD-LE&list=RDpgRUHIeaKOk&index=29.
Aktuelle Allianzen gegen den Terror:
- Assad und die Russen
- Die Westmächte: England, Amerika, Frankreich, Deutschland, Israel. Wen vergessen? Ja die Türkei, aber die ist eine Stufe weitergerutscht…
- Jetzt kommt’s: die Islamische Allianz, bestehend aus: Saudi Arabien,
Türkei, Ägypten, Jordanien, Quatar, Pakistan, Vereinigte Arabische Emirate, Bahrein, Kuwait, Tunesien, Marokko, Lybien, Sudan, Palästina , Libanon, Yemen, Bangladesh, Malaysia, Somalien, Die Maldiven, Sierra Leone, Guinea, Benin, Die Komoren, Tschad, Mauretanien, Togo, Nigeria, Dschibuti, Niger, Senegal, Mali
Gabun.
Letztere sagen aber ganz offen: „Wir bekämpfen nicht nur die Daesh, sondern den Terrorismus im generellen“. Soso. Auch den rechtsradikalen Terrorismus hier in Europa? Da haben die unter Punkt 2 schon ein klareres Bild vom Terrorismus: die bekämpfen nur den radikalen Islam. Und die unter Punkt 1? Die retten sich gegenseitig den Arsch. Das ist aufrichtige konfessionsübergreifende Solidarität, wie sie im kalten Krieg noch üblich war.
Es ist zu einer willkürlichen tagespolitischen Entscheidungsfrage geworden, wen man als Terroristen bezeichnet.
Ich würde die Musik jetzt aber komplett abschalten:
In der Türkei gelten eindeutig die Kurden als die Terroristen. Gerade nutzt der türkische Staat die kriegerische Spannung an der syrischen Grenze, um eine ethnische Säuberung im Osten des Landes vorzunehmen. Eine 10.000 Mann starke Armee-Einheit zerbombt mit Panzern und schwerem Geschütz die Sädte Sirnak, Cizre, Hakkari, Batman und Diyarbakir. Das sind kurdische Städte. Die Ausgangssperre herrscht teilweise seit Wochen. Kein Wasser, keine Elektrizität. Kinder graben Schützengräben und bauen Barrikaden. Jugendliche Splittergruppen bilden neue Guerillaeinheiten, schlecht bewaffnet und naiv. Es ist lächerlich eigentlich. Trotzdem sind sie tapfer. Ihr Spielplatz war schon immer der Bürgerkrieg und dort sterben sie nun wie die Fliegen. Genauso wie die Soldaten, die oft Bombenanschlägen zum Opfer fallen. Daneben sterben natürlich auch jede Menge Unbeteiligte – Kinder, Frauen, Greise. Sie sind die eigentlichen Leidtragenden. Ohne Schutz und Sicherheit werden sie meist ermordet von Spezialeinheiten der Polizei – Killerkommandos.
Vor ein paar Tagen wurden sämtliche Lehrer von den staatlichen Schulen in der betroffenen Region abgezogen. Wer nicht geht, gilt als Kollaborateur. Nur wenige sind geblieben. All die Heroen des Geziparks in Istanbul zeigen nur wenig Solidarität. Sogar hier wird ein tiefer Spalt in der Gesellschaft sichtbar. Atatürk und das nationalistische Dogma hat sich eingefressen: wenn man’s runterbricht, befürworten vermutlich fast 60 Prozent der türkischen Staatsbürger diese harte Gangart gegen die Kurden (die Zahl ist auch unter den Sozialdemokraten sehr hoch). Ein Volk wird so gespalten und zerstört.
Es kommt mir vor, als würde dort im Osten die Gesellschaft durch schweres neoliberal-islamistisches Gerät glattplaniert. Ein neues Feld wird erschlossen, indem es von jeglicher soziokultureller Struktur gesäubert wird. Welchen Kräften da der Weg geebnet wird, ist noch nicht so klar. Die Ungewissheit greift um sich.
Gleichzeitig hofiert Europa Erdogan und belohnt ihn mit Geldzahlungen gegen Rückhaltung der „Flüchtlingsströme“. Es ist fast magisch: Sogar die EU-Beitrtittsverhandlungen gewinnen an Fahrt. So nah war die Türkei dem Beitritt noch nie. Erdogan hingegen unterstützt seit Jahren den Aufbau der Daesh mit Waffenlieferungen, Finanzsubventionen, medizinischen und sanitären Hilfsleistungen für die Kämpfer.
Ich denke es ist wieder einmal die Zeit zum Wundern gekommen. Los Leute: Wundert euch!