Schmachtfetzen #9: Cucurrucucu Paloma von Tomás Méndez

Das Original stammt aus den 50’er Jahren und wurde von dem mexikanischen Musiker Tomás Méndez geschrieben. Es handelt sich um einen klassischen Mariachi Song im Huapango Style, dessen Text auf sehr bildhaft romantische, aber auch fatalistische Art die Trauer um eine an den Tod verlorene Geliebte schildert. Meiner Meinung nach stammt die anrührendste Version vom großartigen Caetano Veloso. Dieser performte den Song in dem preisgekrönten Film „Sprich mit Ihr“ von Pedro Almodovar. Somit geriet er wieder in den Fokus der breiten Weltöffentlichkeit. Hier eine Liveversion in Begleitung eines Symphonieorchesters. Welches, konnte ich leider nicht herausfinden. Es ist meine ultimative Lieblingsversion:

Dicen que por las noches
No mas se le iba en puro llorar
Dicen que no comia
No msa se le iba en puro tomar
Juran que el mismo cielo
Se estremecia al oir su llanto
Como sufri por ellaY hasta en su muerte la fue llamandoAy, ay, ay, ay, ay cantaba
Ay, ay, ay, ay, ay gemia
Ay, ay, ay, ay, ay cantaba
De pasion mortal moria

Que una paloma triste
Muy de mañana le va a cantar
A la casita sola
Con sus puertitas de par en par
Juran que esa paloma
No es otra cosa mas que su alma
Que todavia la espera
A que regrese la desdichada

Cucurrucucu paloma
Cucurrucucu no llores
Las piedras jamas, paloma
Que van a saber de amores?
Cucurrucucu, cucurrucucu
Cucurrucucu, cucurrucucu
Cucurrucucu, paloma
Ya no le llores

Sie sagen, dass er nachts nicht schläft
und ständig weint.
Sie sagen, dass er nichts mehr isst
und nur noch trinkt.
Sie glauben, dass sogar der Himmel ergraute,
nachdem er sein Klagen gehört hatte
und sah, wie er um ihrer wegen litt
und bis zu seinem Tode fortwährend weinte.Ay, ay, ay, ay, ay sang er
Ay, ay, ay, ay, ay seufzte er
Ay, ay, ay, ay, ay sang er
Aus tödlicher Leidenschaft starb er

Und eine traurige Taube
sank nieder in am frühen morgen
auf das Dach eines verlassenen Häuschens
mit weit geöffneten Türen
Sie glauben, dass diese Taube
nichts anderes wäre, als seine Seele,
die immer noch wartet,
auf das die verblichene zurückkehren möge.

Cucurrucucu meine Taube
Cucurrucucu weine nicht!
Diese Steine verstehen doch nichts, ach meine Taube,
von der Liebe?
Cucurrucucu, cucurrucucu
Cucurrucucu, cucurrucucu
Cucurrucucu, meine Taube
Ach weine nicht!

Songwriter: TOMÁS MÉNDEZ SOSA

 

Das Weiße und der Jazz

Das Weiße liegt wie eine Zuckerkruste auf meiner Haut.
Es war mal schlecht.
Jetzt ist es gut.

Aber es ist auch nie richtig weiß gewesen.
Weiß wird schnell schmutzig und meistens bleibt es das dann auch.
Schmutziges Weiß ist unerträglich.

Das Weiße hat einen Job.
Es schafft systematisch Probleme, um deren Lösungen zu verkaufen.
Danach muss das Weiße unbedingt in den Urlaub.
Es hat keine Zeit.
Das ist äußerst clever!

Das Weiße ist ein schlaues, selbstgefälliges Arschloch.
Und es ist Kacke.

Nein, es reicht nicht, wenn deine Haut weiß ist!
Dein Bewusstsein muss auch Blütenweiß sein.
Dein Name muss weiß sein.
Deine Sprache muss weiß sein.
Deine Herkunft, deine Blutkörperchen, deine Niere, dein Herz, deine Galle, dein Darm, deine Blase, deine Bildung, deine Pädagogik, deine Anthroposophie.
Du weißt, was ich meine!

Und wenn du es nicht weißt,
Dann weißt du wahrscheinlich auch nicht, was Miles Davis getan hat?
Miles Davis hat mit dem Rücken zum weißen Publikum gespielt.
Miles Davis, Miles Davis, Miles Davis, Miles Davis.
Er war so talentiert.
Aber er war nicht nett.
Das Weiße sagt, Miles wäre ein Rassist gewesen.
Er hat das Weiße diskriminiert!

Das hat dieser Miles Davis gewagt!
Nein, MIles Davis war kein netter schwarzer Jazz Musiker.

Weißt du woher der Begriff „Jazz“ überhaupt kommt?
Jazz heißt eingentlich „Lärm“.
Unharmonisch, unerträglich.
Ein Lärm, der aus schwarzen Kehlen, Nasen, Hautporen, Eingeweiden, Mündern, Lungen, Gelenken, Köpfen, Herzen, Seelen heraussprang.
Es war und ist die Lebenslust aller,
Dargeboten von „den Anderen“.

Jazz ist die universelle, kosmische Lust.
Und die Lust ist die Sprache derer, die Nichts zu verlieren haben.
Wenn du sie übersetzt, dann stirbt sie.

Das Weiße hat den Jazz gefürchtet!
Warum, weiß ich nicht. Wird schon irgendein gewaltiger Identitätskomplex gewesen sein.
Deswegen hat es ihn als „Lärm“ abgetan.
Aber Jazz hat seinen Namen einfach angenommen,
Elegant ausgeschmückt und zurückposaunt:
JJJJAAAAAZZZZZZ
JAYAYAYAAAAZZZZ
JAZZMATAZZ
TALKIN ALL THAT JAZZ

Dann hat das Weiße ihn verboten.
STOP THAT JAZZ!
Aber Jazz war zu schnell, zu schön, zu häßlich, zu geschmeidig, zu dunkel, zu hell, zu unberechenbar.

Dann wurde Jazz ausformuliert,
Zu Regelwerk verarbeitet,
Übersetzt.

Und jetzt gibt es in dieser Stadt nicht mal einen Jazz Sender.

Aber jede Menge 80er Rock und Heimatsoundshizzle im Radio.