Über Triptonious Coltrane

Triptonious Coltrane prefers sweet breakfast

Moustache

und küssen, berühren und brennen und aus die maus
und küssen, berühren und brennen und aus die
und küssen, berühren und brennen und aus
und küssen, berühren und brennen und
und küssen, berühren und brennen
und küssen, berühren und
und küssen, berühren
und küssen
und
und küssen
und küssen, berühren
und küssen, berühren und
und küssen, berühren und brennen
und küssen, berühren und brennen und
und küssen, berühren und brennen und aus
und küssen, berühren und brennen und aus die
und küssen, berühren und brennen und aus die maus
und küssen, berühren und brennen und aus die
und küssen, berühren und brennen und aus
und küssen, berühren und brennen und
und küssen, berühren und brennen
und küssen, berühren und
und küssen, berühren
und küssen
und
und küssen
und küssen, berühren
und küssen, berühren und
und küssen, berühren und brennen
und küssen, berühren und brennen und
und küssen, berühren und brennen und aus
und küssen, berühren und brennen und aus die
und küssen, berühren und brennen und aus die maus
und küssen, berühren und brennen und aus die
und küssen, berühren und brennen und aus
und küssen, berühren und brennen und
und küssen, berühren und brennen
und küssen, berühren und
und küssen, berühren
und küssen
und
und küssen
und küssen, berühren
und küssen, berühren und
und küssen, berühren und brennen
und küssen, berühren und brennen und
und küssen, berühren und brennen und aus
und küssen, berühren und brennen und aus die
und küssen, berühren und brennen und aus die maus

…..mama!

Schmachtfetzen #1: Die bitteren Wahrheiten

Mein Weg führt mich zu den Trinkhallen
Wenn ich trinke, kommt mir meine Liebste in den Sinn
Wenn ich mir die Augen wische, auf dass sie doch trocknen mögen,
so lösen sich dennoch die Tränen in Strömen, einer Frühlingsflut gleich

Wo sind meine Geliebten, wo die Liebenden?
All die bitteren Wahrheiten, sie bringen mich zum weinen
Kein Ende nehmen die Klagen und die Schuld
Dumpf schlägt mein Kopf gegen die Steine
In jungen Jahren sind die Haare ergraut
Eben diese schneeweissen Haare will ich ausraufen

Wer mich sieht und nicht kennt, denkt ich bin verrückt
Sie wissen nicht, wie haltlos meine Wunde blutet
Ich suche mein vergangenes Glück und jenes sucht auch mich
Es dünkt mich danach, lebendig ins Grab zu gehen

Wo sind meine Geliebten, wo die Liebenden?
All die bitteren Wahrheiten, sie bringen mich zum weinen
Kein Ende nehmen die Klagen und die Schuld
Dumpf schlägt mein Kopf gegen die Steine
In jungen Jahren sind die Haare ergraut
Eben diese schneeweissen Haare will ich ausraufen

Songtext „Acı Gerçekler“ (Die bitteren Wahrheiten) übersetzt aus dem Türkischen
Text: Ali Tekintüre
Musik: Mustafa Sayan
Interpret: Ibrahim Tatlıses
Von dem gleichnamigen Album „Acı Gerçekler“ (1989):
http://www.youtube.com/watch?v=tOQxkf4pCIo

Fremder

Fremd
Yabancı
Stranger

Ich liebe es fremd zu sein
in deiner Welt
in deinem Himmel
in deinem Bett
ich liebe es als Fremder in deinen Augen aufzuwachen
und fremd zu sein im Land meiner Mutter
alle fragen: warum?
alle fragen: warum?
aber diese Fragen sind das einzig Vertraute
ich weiss, dass ich hier nicht zuhause bin
nicht in eurer Welt
und auch nicht in Gottes schoß

Yabancılığı seviyorum
senin dünyanda
senin cennetinde
senin yatağında yabancı olmayı
senin gözünde yabancı olarak uyanmayı seviyorum
annemin memleketinde yabancı olmayı da
niye?
acaba?
diye sorar herkes
ama tek benimsediğim bu sorulardır aslında
kendimi rahat hissetmiyorum
sizin dünyanızda
ve allahın kucağında

i love it to be a stranger
in your world
in your paradise
in your bed
i love it to wake up as a stranger in your eye
and to feel strange in my mothers country
why
why
they ask
but those questions are the only thing that’s familiar to me
i know i’m not at home here
not in your world
and also not on gods lap

Ein Cursor blinkt

Ein leeres Dokument
Überfällt mein Gesicht
Spät nach Mitternacht und liest mir seine leere vor

Komisches Dokument!

Bis dahin will ich jedoch noch ein gefeierter und verfluchter
Idiot bleiben

So lange, wie der Eindruck eben noch hält

Und irgendwann
sind es dann

wieder Buchstaben, die nacheinander erscheinen
Schwarze Times New Roman Größe 10

Ein Cursor blinkt

Und die Tasten klackern
wie Wackelpudding, den man im Plastikbehälter schüttelt,
wie uralter deutscher Krautrock

das gehört alles noch dazu
Klar!

In einer Einblendung auf einer der inneren Ebenen einer meiner audio-visuellen Vollkontaktkommunikationselemente gönnt sich einer meiner Redakteure den spass,
sich bunt anzumalen und so zu tun, als wär er nicht irrelevant

er ist ungespritzt

Danach sehnen sich doch alle so

Lockeres Licht
Gedimmt ist besser!

Wo soll ich nur zum Essen hin?

Bahnhofsviertel München
Es gibt nur Döner, Grillspieß und Falafel
Und dann gibt’s noch türkische Pizza, Pide, Zaziki und gefüllte Weinblätter
Hmm Lecker…
Das ist immer die erste Reaktion
Aber wenn’s nichts anderes gibt, dann ist das auf Dauer alles andere als lecker
Vor allem ist das Essen nicht gut
Es ist immer mittelmässig

Warum gibt’s eigentlich im Bahnhofsviertel nicht einen richtig guten Türken?
Es gibt ein Paar gute Italiener
Und einen guten Brotzeitladen, der bis 2 Uhr Nachmittags auf hat
Ansonsten gibt’s nix
Kein gutes Sushi
Nicht mal ein richtig gutes Schnitzel oder so
Da musste schon wieder richtung Fussgängerzone laufen, oder ins Augustiner an der Arnulfstrasse, oder ins Westend hoch

Warum gibt’s hier nix, verdammt?

Wird mal Zeit für nen anspruchsvollen Erlebnis-Fastfood-Laden
Immer dieser qualitativ durchschnittliche Mainstream!

Deswegen bin ich schon immer gegen Mainstream gewesen
Mainstream langweilt, weil er auf Standards hinauszielt, die möglichst unaufwändig sein müssen und möglichst viel Einnahmen bringen sollen. Das sind die Priotitäten des Mainstream. Das Mainstreamgeschäftsprinzip sieht nur meine Urtriebe und koppelt sie mit meiner Geldbörse und ab geht das Business.

Aber die Zeiten werden bald vorbei sein – ich sag’s euch! Und wenn ich meinen eigenen Alternativ-Imbiss aufmache und denen allen die Kundschaft abgrase. Denn ich glaube, dass es nicht unbedingt viel schwieriger ist, richtig gutes schnelles Essen zu verkaufen und trotzdem Geld zu verdienen.

Es fehlt nur an Einfallsreichtum, Herz und Willen!

So, und wo ess ich jetzt was?
Immer dieselbe Frage!
Manchmal spiele ich sogar mit dem Geanken, mir einen Burger zu holen

Aber soweit bin ich Gottseidank noch nicht

Something they call something

It was Miles Davis who came and visited
the tristesse of a room
in summer
maybe in august, maybe in july

and he entered the space with something called the „all blues“
and he didn’t talk
he just lived something
that people call jazz

why do they
call it so ?
nice
music
that implements itself to your dna

and moves would change
and voices would transform
and everything you hear is a melody now

and maybe then you understand
why life is just a short prelude
to a masterwork
too big for eyes to see
that’s why them close from time to time
while listening to something they call something
and it’s unbelievable that before
they even just called it music

Vergessen

Ich werde immer vergesslicher. Für mich ist die Vergesslichkeit ein mir wohlbekanntes Phänomen, das mich mein ganzes Leben lang begleitet, aber in diesem Ausmass, wie sie sich in letzter Zeit anbahnt, ist es ein Novum für mich.
Ich brauche länger, um Namen von mir wohlbekannten Freunden und Bekannten aus meinem Gedächtnis hervorzumeisseln. Es kommt vor, dass ich Tag für Tag an der Bank vorbeigehe und ständig vergesse, die Schecks einzulösen, die sich in meiner Tasche so mit der Zeit angesammelt haben.
Jetzt kann man natürlich sagen: „Na, alter! Du bist eben auch nicht mehr der Jüngste“. Ok, ihr habt ja recht. Ich hatte mich schon damit abgefunden, bis ich letztens diesen Beitrag über den hohen Quecksilberbestand in EU-genormten Energiesparlampen gesehen habe und vor allem mir wieder bewußt wurde, was ich eh schon weiß: nämlich die negativen Wirkungen, die Quecksilber auf unser vegetatives Nervensystem hat.
Na da wurde mir ganz schwindlig muß ich sagen. Auch sonst gibt es so einige Dinge in unserer kapitalistischen Hübschi-Welt, deren Nebenwirkungen zum Gruseln sind, an die aber Niemand denken will.

Bulb Fiction-Die Lüge der Energiesparlampe (Vera Exklusiv 9.10.2011-ORF)

Stattdessen will man lieber vergessen. Eine Gesellschaft, die schneller vergisst, ist auch schneller wieder in der Lage, den selben Mißt, unter dem ihre Elterngerationionen gelitten haben nochmal durchzukauen. Diese Vergessensabstände werden immer kürzer. Die Menschen werden immer schneller vergesslich. Müssen sie ja auch – bei der Menge an Neuerungen, die da in der Pipeline warten, muß die Festplatte schneller mal plattgemacht werden.
Außerdem sind große Erinnerungen lästig, sie stehen sperrig im Wege. All die menschlichen Beziehungen, Namen, Kindheitserinnerungen, vor allem all die großen Emotionen, die einen so lange prägen und in ihrem Griff halten. Man muß flexibler sein und deswegen sich auch früher von ihnen lösen können. Das muß schneller gehen, zack zack zack.
Vielleicht erfüllen diese Energiesparlampen ja somit einen Mehrwert im Sinne einer dynamischeren Gesellschaft: Man hat ein gutes Gefühl, denn man spart ja angeblich Geld und Energie (was ja mitlerweile auch ziemlich bestritten wird, aber darum geht’s ja nicht, es geht ja nur um das kurzfristige, temporäre befridigende Gefühl) und ausserdem wird dadurch vermieden, dass sich ein kollektives menschliches Erinnerungsarchiv erhält. Somit können einige wenige Menschen, die sich die Macht über ein digitales Erinnerungsarchiv über die Jahre erarbeitet haben (zum Beispiel CEO’s von großen Webkonzernen wie Facebook, Google etc.) sich ein Monopol auf die menschliche Erinnerung im digitalen Format schaffen.
Somit hält sich die Konkurrenz im kleinen Rahmen und ist überschaubar. Wichtig zu bemerken: Dabei wird mitnichten aktuell unwichtige oder unopportune Information unter den Teppich gekehrt oder gelöscht. Ganz im Gegenteil! Alles wird archiviert. Der Zugang zu den Archiven wird lediglich limitiert und damit auch das Monopol aus vergessener Information, im Handumdrehen aktuell relevante Information zu machen.
Die größten Feinde dieses zukunftsträchtigen Systems sind natürlich immer dieselben: die ewig gestrigen, die unliebsamen Skeptiker und Nörgler, die die immer meinen, anders als alle anderen sein zu müssen. Die die immer noch kein Smartphone und nur einen Fake-Facebookaccount haben. So Typen wie ich eben, die immer noch Wert legen, auf nachhaltige Archivierung von menschlichem Wissen, Gefühlen, Erinnerungen in Form von Neutronen, Synapsen etc.
Also sollten wir mal schnell zurückfinden zur herkömmlichen Glühbirne, oder zumindest eine Alternative finden zur uns aktuell EU-genormt vorgesetzten Energiesparlampe. Ich frage mich eh, ob Marc Zuckerberg oder Larry Page so ein Ding je in ihrem Haus anbringen würden. Ich glaub nämlich eben nicht, dass die so doof sind.

Abgesang auf einen unbefleckten Banker

Der Dax stürzt ab, Dow Jones verliert zwei Prozent
Du hast es gefühlt, doch du hast einfach gepennt

Die Presse hat dein Grundstück auch schon längst vermint
Der Notenbankchef sagt, du hättest das alles nicht verdient

Nicht Verdient

Erzähl mir was neues
Komm sprich
Du sollst gesegnet sein

Komm sprich
Du sollst dein haupt in Golde betten

Komm sprich
Du sollst Rockstar sein

Sag mir was neues
Nun sprich

Du warst nie Model, aber du siehst immer noch gut aus
Die Krawatte sitzt schief, aber das machts jetzt eh nicht aus
Du guckst so betroffen, so hab ich dich noch nie gesehen
Keine Sorge, die Abfindung werden sie dir schon nicht nehmen

Schon nicht nehmen

Erzähl mir was neues
Komm sprich
Du bist doch Spezialist

Komm sprich
Dein Platz war ganz weit oben

Komm sprich
Gerade du als Moralist!

Nun sprich

Untersuchungsausschuss, Staatsanwaltschaft, Gericht
Die Augen unterlaufen und es verschwimmt schon leicht die Sicht
Journalisten stellen fragen, doch du hörst sie schon lange nicht
Die Kollegen verkriechen sich und du stehst im Rampenlicht

Rampenlicht

There’s something wrong in Erdoǧans Paradise

Ich befinde mich gerade in einer meiner beiden Heimaten. Der Türkei. Meine Eltern stammen von der Schwarzmeerküste, ca. 150 Km östlich von Istanbul – ein Ort namens Karasu, direkt an der Mündung des Flusses Sakarya (antiker Name „Sangaryos“) in der gleichnamigen Provinz gelegen.
Wen es interessiert, der kann ja auf Goolge Maps mal suchen. Eine recht konservative Kleinstadt direkt am Meer. In Karasu und in dem in der Nähe gelegenen kleinen Fischerdorf Melenaǧzıverbrachte ich die ersten vier Jahre meines Lebens. Damals gab es hier noch keine Elektrizität und kein fliessend Wasser. Ich kann mich noch genau erinnern, wie meine Oma mich zu Bett brachte mit einer Öllampe in der Hand, im Ohr habe ich immer noch das Schürfen ihrer leichtfüßigen Schritte auf dem groben Dielenboden und das stetige Rauschen des Meeres. Meine Familie hat georgische Abstammung und zu dieser Zeit war georgisch noch die dominante Alltagssprache in manchen Vierteln und Dörfern der Region. So habe ich als Kind georgisch verstehen gelernt – zumindest den groben Dialekt, der in meiner Großfamilie gesprochen wurde. Sprechen kann ich es leider nicht.
Meine Mutter hat mir dann in München während meiner Kindergarten- und Grundschulzeit zuhause türkisch beigebracht und natürlich auch – wie es sich so in einer türkischen Familie gehörte – mir den mythischen türkischen Nationalhelden Kemal Atatürk, den ich dann Jahrelang mit verklärtem Blick verehrte. Mein Vater war damals noch Sozialist und in Identitätsfragen nicht so aufdringlich und konkret wie meine Mutter. Er hatte jedoch damals noch eine gewisse gesunde Distanz zu den ideologischen Fragen des Lebens, womit sich immer wieder Ernüchterung einschlich in meine, sich neu formierende Weltsicht.
Er machte sich schon immer über die Hodschas und die Muezzine lustig und war auch der erste, der mir eine kritische Haltung gegenüber Atatürk mit auf den Weg gab. Schließlich war jener es, der schon damals die Linken im Lande verfolgen ließ.
Atatürk war aber auch kein Freund der Hodschas, also des islamischen Klerus. Er tat sein bestes, um die Macht der religiösen Kräfte im Lande zu schmälern. Dazu muß gesagt werden, daß es zu dieser Zeit – nach der Abschaffung des Kalifats durch eben denselben Atatürk und seiner Reformen – im Islam keine zentrale leitende Instanz gegeben hat, wie zum Beispiel im Katholizismus der Papst, oder im orthodoxen Christentum den Patriarchen.
Auch waren die Scharen der Gläubigen schon lange vor der Abschaffung des Kalifen,  unterteilt in Zugehörigkeiten zu bestimmten Orden, Bruderschaften, Konfessionen etc. etc. etc.. Man kann sich natürlich vorstellen, wie diese Organisationen nach der Schwächung und dem Wegfall der osmanischen Führungsriege in den ersten 2 Jahrzehnten des 20. Jhd’s versuchten, das dadurch entstandene Vakuum zu füllen.
Diese stetige Unruhe in den religiösen Zirkeln und auch die umtriebigen Aktivitäten der Linken waren einem disziplinierten Heeresleiter wie Atatürk natürlich ein Dorn im Auge. Deswegen wurden diese Kräfte mit der Macht, die ihm seine Triumphe als Offizier der osmanischen Armee bei Gallipoli 1916 und während des Befreiungskrieges von 1919 – 1922 einbrachten, einfach weggefegt, ins Exil getrieben, eliminiert etc. und auch diese innenpolitischen Triumphe gegen die „Spalter“ und die „Verräter“ in den eigenen Reihen wurden von nun an zu einem wesentlichen Teil seiner Staatspropaganda. Die grausame Zerschlagung des Kurdenaufstandes von Dersim 1936 und die Beschneidung der Minderheitenrechte in den 30’er Jahren können ebenfalls als unglückliche Beispiele einer seitdem üblichen Despotie in diesem Lande gesehen werden. Vergessen darf man allerdings nicht, dass die Alternative dazu – im Falle eines Einknickens und einer Schwächung des Systems – die Kolonisierung oder die unbedingte Abhängigkeit des Landes war. Dieses Risiko war Atatürk nach all dem Einsatz, den er für die Unabhängigkeit des Landes geleistet hatte, natürlich nicht bereit einzugehen.
Nun holt die Tragik der Geschichte die türkische Republik jedoch auf eine bestürzende Weise wieder ein. Denn Atatürk ist jetzt mal ordentlich „Out“ und sämtliche Errungenschaften der damals jungen, jetzt nicht mehr so jungen, aber immer noch genauso unbeholfenen Demokratie in diesem Lande werden nun, nachdem Tayyip Erdoǧan und seine Kader seit nunmehr fast 10 Jahren am Ruder sind, alle Stück für Stück demontiert. In Europa hat man ja eher genau den entgegengesetzten Eindruck: Das Land boomt und entwickelt sich immer mehr zum Stabilisator in der Region, die Demokratie gewinnt an Boden durch Reformen in der Verfassung und die Rückhaltlose Verfolgung politischer Straftäter und und und.
wenn man sich die Entwicklungen jedoch von der Nähe ansieht und auch interne Ansichten ab und an bemüht, bietet sich da ein anderes Bild. Erdoǧan und sein Kabinett holen sich ihre Stimmanteile in der Bevölkerung durch eine teilweise sehr gefährliche bauernschlaue Polemik, die immer auf einer sehr religiös-konservativen Basis fußt. Für einen gesunden Diskurs bleibt dabei hinter der allseits dominanten täglichen Demagogie und den marktschreierischen Reden der Politiker nicht viel Raum. Da werden in Sonderkommissionen im Parlament über Bildungsspezifische Fragen abgestimmt und dabei die stimmberechtigten Abgeordneten der Oppositionsparteien mit körpelicher Gewalt an der Stimmabgabe gehindert; Verfassungsänderungen in Pauschalpakete gepackt, in denen sich Gesetzesmodulierungen verstecken, die fast die ganze Jurikative des Landes in die Hände der Regierung stellt und noch so einiges, was hinterfragungswürdig wäre. Hinterfragt darf aber grundsätzlich genausowenig werden, wie vor der AKP-Regierung. Hinterfragen ist sowieso eher etwas für Weicheier. Wenn, dann wird gleich Sturm geblasen. Mit Vorliebe gegen Atatürk. Der fungiert jetzt als Blitzableiter, auf den man alles abwältzen kann. Er, der große Nationalheld war schon immer viel zu visionär und zu weitblickend, als dass man ihn hätte mal so stehen lassen können. Stattdessen wurde er durch hässliche Denkmäler, Büste, Masken, Fahnen, durch verklärte Publikationen und kritiklose Huldigung seit Jahrzehnten systematisch sinnentleert und somit eigentlich seiner eigenen Inhalte beraubt. So konnte seine omnipräsente Fratze – eines despotischen Dämons gleich – als reines Machtsymbol einer skrupellosen Militärdiktatur mit scheindemokratischem Anstrich benutzt werden. Jetzt wendet sich das Blatt zwar scheinbar, aber im Gunde bleibt der Despotismus bestehen.
Sämtliche Institutionen im Lande werden nun unterwandert von Bürokraten, die dem islamistischen Kapital nahestehen. Die Lautsprecher der Muezzine werden lauter gestellt und Bräuche aus vorrepublikanischer Zeit wieder aufgenommen. Auf dem Land werden Todesmeldungen, die vor Urzeiten eben auch durch die Muezzine vom Minarett ausgerufen wurden und von der der Salá Sure aus dem Koran eingeleitet werden jedesmal vorgenommen, wenn jemand in der Kleinstadt stirbt. Man stelle sich vor: bei einer etwas höheren Population erschallt durchschnittlich pro Tag eine Todesmeldung – Psychoterror!
Der steigende Stimmenanteil, den Erdogans Partei von mal zu mal einheimst, führt dazu, dass die Regierung immer mehr Bereiche der Legislative dominieren kann, Gesetze ändern kann und immer freizügiger schalten und walten kann. So hat die Regierung die wichtigsten Gremien der Jurikative in der Hand und kann somit ungeheuren Druck auf oppositionelle Politiker, Medien und auch einzelne Journalisten ausüben. Momentan sitzen mehr Journalisten im Gefängnis, als je zuvor. Teilweise mit scheinheiligen Begründungen und auch gerne mal über zwei Jahre lang in Untersuchungshaft ohne irgendeine Klageschrift.
Zwar werden die größten Übeltäter des Landes, nämlich die hochrangigen Offiziere und Generäle des Militärs, die die letzten großen Putschvorgänge und auch den militärischen Terror im Lande zu verantworten haben, vor Gericht gezerrt und für ihre Untaten belangt, aber trotzdem bleibt ein flaues Gefühl im Magen, denn man kann sich sicher sein, daß dies nicht nur aus Liebe zur Gerechtigkeit geschieht, sondern vielmehr, um eine machtpolitische Regulierung zugunsten einer anderen despotischen Macht im Lande einzuleiten: dem konservativen Islam.
Täglich werden Frauen von ihren eifersüchtigen Männern ermordet, junge Mädchen von ihren vermeintlichen Ehemännern missbraucht und misshandelt, ohne dass die Tätet eine große Strafe zu erwarten hätten. Denn der Mann hat hierzulande immer noch ein dominantes Vorrecht in Geschlechterfragen.
Das die unabhängige Justiz immer noch ein ferner Traum ist, zeigen die Prozesse um den internationalen Schwindelverein „Deniz Feneri e.V.“, über den – unter dem Deckmantel der Wohltätigkeit für moslimische Glaubensbrüder und -schwestern – in Deutschland Spenden für Erdoǧans Wahlkampf im Jahr 2007 gesammelt wurden. Die deutschen Behörden haben den Fall aufgedeckt und haben die Gerichtsakten schon lange an die türkischen Justizbehörden weitergereicht, aber nun werden – statt der in dem Fall beschuldigten Drahtzieher – ebendiese türkischen Staatsanwälte belangt und verurteilt, die die Akten und somit den Fall an sich nahmen.
Auch der Fall um den 2007 auf offener Straße ermordeten armenischstämmigen Journalisten Hrant Dink zeugt nicht gerade von einem fortgeschrittenen Gerechtigkeitsbewusstsein. Seit Jahren versandet der Fall, weil systematisch Zeugenaussagen gefälscht und Beweissmittel beseitigt werden.
Der gesamte türkische Polizeiapparat ist seit Jahren von der sektenartigen Organisation eines der dubiosesten Gestalten der türkisch-islamischen Diaspora unterwandert: „Fethullah Gülen“. Gülen lebt seit Jahren in Amerika – ist aber eine unbestreitbar mächtige Gestalt im Land und auch in vielen Bereichen der islamischen Welt. Vor allem hat er ein riesiges Kapital im Rücken, von dem keiner genau weiss, wo es herstammt. Er leitet ein gigantisches Imperium von Seilschaften im wirtschaftlichen Bereich und beeinflußt die politischen Vorgänge im Land massiv.
Wichtige städtische und staatliche Kulturinstitutionen – wie z.B. die Theater – werden gerade von geradlinigen und strenggläubigen Bürokraten unterwandert, die die Intendanz der größten Kultureinrichtungen des Landes übernehmen und im Grunde natürlich nichts anderes machen, als zu zensieren (das äußern sie unverblümt selber in Diskussionsrunden im Fernsehen).
Die Türkei ist momentan in aller Munde und Istanbul als Metropole scheint groß zu boomen, aber die Entwicklungen in dem Land sind alles andere als romantisch. Es empfiehlt sich skeptisch zu sein und stark zu hinterfragen. In diesem Zusammenhang spielt Atatürk immer noch eine große Rolle, denn auch in Anbetracht seiner historischen Schwächen, sollte man sich gerade jetzt auf seine positiven Errungenschaften besinnen und ihn im Spiegel der Zeit bewerten, in der er gelebt hat und auch im Rahmen der historischen Bedingungen.
Die Partei Tayyip Erdoǧans vertritt hingegen eine neue Form von Turbokapitalismus, die sich ganz bewußt immer weiter weg entfernt von einem sekularen Ansatz und somit auf gefährliche Weise Islamismus mit eindimensionalen neoliberalen Visionen zusammenbringt.
Wenn die innen- und aussenpolitischen Entwicklungen wieter so voranschreiten und die Türkei mit der chauvenistischen Haltung wie bisher auch noch als Regulator in nahen Osten auftritt und sich vielleicht sogar dazu verleiten lässt, in Syrien einzumarschieren, dann wird man sich wieder Mustafa Kemal Atatürk zuwenden und ihn sich herbeisehnen – vielleicht diesmal mehr nach seinen Inhalten, die er mit einer großen Visionskraft in den 20’er Jahren dieses Jahrhunderts auf den Tisch gelegt hat und weniger nach seiner leeren Heldenfassade.
Eines kann man bei aller Atatürkkritik nicht ignorieren: Er war einer der größten Staatsmänner seiner Zeit und hat die demokratischen Grundwerte geschaffen, auf deren Basis sein Erbe selber jetzt bekämpft wird. Es lohnt sich, ihn zu kritisieren, aber gegen ihn zu Felde zu ziehen, oder gar ihn zu ignorieren, wird nichts bringen. Das ist reine Verschwendung wertvoller Gewissensressoucen. Wer Atatürk als grausamen Diktator hinstellen will, der sollte das im gleichen Zuge mit Churchill und De Gaulle auch tun. Diese werden jedoch differenziert im Spiegel ihrer Zeit gesehen und das hat dieser Mensch meiner Meinung nach auch verdient.

We are your realities

Sörung

We are your realities

biz senin gerçekleriniz
gidersen eǧer yine bekleriz
dönmek istemezsen hoşçakal deriz
ama unutma: seni severiz ve çok özleriz
sensiz ne yaparız biz sanki?

danke danke
aber ich habe viel zu tun
muss ab in die kiste um morgen lang im bett zu ruhn
denn ich flüchte
vor den realen banalitäten
vor der grossen show
im globalen klo

we just want to remember you
that our civilization
is in a very dificult situation
and we have a certain responsibility
to save it’s power and it’s dignity

seninle işimiz daha bitmedi
böyle şey olmaz
hiç de hoşumuza gitmedi
kalemini al ve tekrardan yaz
sorumluluklarından arındın
yanımızda olmadın
ve bizi çok ucuz sattın.

na seid doch mal realistisch!
es geht nicht nur ums geld,
sondern auch um die macht
und um die ist’s doch gut bestellt.

you know how we felt
when the cathastrophy happened.
now we expect from the world
that they go for the weapons!

tabii tabii
sorun deǧil ki abi
bizim çevremiz geniş
yoluna koyarız illâki!      

wir sind verschiedene realitäten,
wir sind nicht hier zum schmeicheln.
es steht schlecht um dich,
wenn wir dich nicht mehr erreichen.

we are your realities
we don’t say please please please
we are your realities
and we’re not here to tease

we’ve got the media in our hands
the whole world waits for our commands
hope you’re in position!
we know your brain’s condition
we’ve got the dope that you need
we’re here to feed your brain, heart and soul
your greed keeps you deep down in a big black hole
we need more than you know
more than you know
more than you’ve ever known brother, mother, madam and mister

ich habe dich vermisst, entdeckt und registriert
du bist ein schön verziertes, auffälliges element
in einer vehement fremden welt
die sich immer weiter dreht
und immer kleiner und kleiner wird
du bist neugeboren, schaust verklärt und verwirrt
wir sind die sippschaft, die dich nun umwirbt
dein konsumverhalten wird ausspioniert
und du fängst an zu kaufen
noch vor dem laufen

aman ha!
bize sakın derdini yanma
dediǧimi anlamadıysan
bize de kanma
çünkü kalbinde ve dilinde düşünceler tutsak olmaz
öyle deǧilmi?
öyleyse konuş!
ama çoǧu konuşulanlar hoş ve boş
kanatlanmış çirkin bir kuş olmuş, uçmuş
medya yoluyla top gibi patlamış
seni de bizden almış götürmüş

we are your papa
your mama
your everything
we know you till the end and from the beginning
we tell you what to do
and we tell it all again
keep our eyes on you baby
when you’re sparkling!