Jetzt Reichts: Basheer al Assad hat Emailkontakt mit Verehrerinnen!

Einsame Despoten in der Endphase ihrer Ära haben eine enorme Wirkung auf die Menschen. Natürlich auch auf mich. Ich versuche sie mir vorzustellen in einem ihrer riesigen Paläste, in einem großen Schlafgemach mit barock-kitschiger Ausstattung. Vielleicht sitzen sie am Computer und surfen studenlang sinnlos in der Gegend rum, um sich abzulenken, wie unsereiner auch, wenns ihm mal schlecht geht.

So auch vielleicht die Situation bei den Assads: Vielleicht liegen ihre Klamotten kreuz und quer im Zimmer nach dem späten Frühstück, dessen Reste noch auf dem Tablett zerstreut sind und Frau Assad liest gerade Vogue, gelangweilt im glitzernden Seiden-Negligé, das in dem überspannten Basheer schon lange keine Libidoregung mehr hervorruft. Die Kinder sind schon ausser Landes gebracht, die Entourage verzieht sich peu á peu. Die Macht versickert in den Ritzen und Ecken des Palastes, hinter den Girlanden und Bordüren, den überladen verzierten Aufsätzen der vergoldeten Möbel.

Ach, was weiss ich? Irgendwie gewöhnt man sich an die Systematik, die hinter den politischen Vorgängen im vorderen, mittleren und fernen Orient innerhalb des letzten Jahrzehnts zu stecken scheinen: Twin Towers, Colin Powell, Afghanistan, Irak, Saddam, Ghaddafi, Mubarak, Osama und jetzt Basheer. Die Demontage einer selbstinstallierten Gaunerriege schreitet voran. Die Geheimdienste arbeiten im Akkordbetrieb. Meinungen werden gemacht, Nachrichten manipuliert, Menschen diskreditiert und die Öffentlichkeit wird abgelenkt, wie eine Katze mit dem Ball an der Schnur. Und wenn sie springen soll, dann springt sie schon – früher oder später!

Die Katze namens „weltweite Öffentlichkeit“ hat schon einige Spielzeugbälle verschlissen. Der neueste heisst jetzt Basheer al Assad. Bald wird auch er zerfetzt sein, blutverschmiert und besudelt mit Dreck. So wird er aus irgendeinem Loch gezogen werden von seinem ehemals treu dienenden Volk.

Was mag so ein Despot an seinen letzten Tagen wohl denken? Das interessiert uns natürlich und wir sind verwundert darüber, dass abgefangene Privatmails ein ganz anderes Bild von Basheer zeichnen: äußerst gelassen scheint der Bösewicht mit attraktiven Frauen weltweit romantisch zu flachsen, während seine nicht minder attraktive Ehefrau ihre Aufgabe als solidarische und loyale Despotenhausfrau zu erfüllen scheint.

Wir wundern uns über Vorlieben und Musikgeschmack des Diktators, der bis vor kurzem noch ein opportunes Staatsoberhaupt war. Wir wundern uns, ob der vermeintlich gänzlichen Ignoranz, seinem bevorstehenden Schicksal und der Greuel gegenüber, die er gerade seinem Volke antut.

Wir wundern uns und suhlen uns in unserem Voyeurismus. Nur über eines wundern wir uns nicht: das es daran eigentlich nichts zu wundern gibt, denn wir tun ja das selbe tagein tagaus. Ist es verwerflicher, wenn ein Despot genau das tut, was Milliarden von Menschen auf dieser Welt auch tun: Schlechte Musik hören und ihre Frauen betrügen?

Unser Wundern zeigt nur eines auf: unsere Entmenschlichung und unsere Naivität, die uns ganz vergessen lässt, dass dieses Tier, dass wir da betrachten, eigentlich in uns allen steckt.

Wir sind eben Menschen und haben uns technisch wahnsinnig entwickelt seit der Steinzeit, aber in unserer menschlichen Entwicklung gab es da relativ wenige erwähnenswerte, effektiv und nachhaltig wirkende Errungenschaften.

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