Ich hatte ja schon vor langem damit gerechnet, dass Basheer Al Assad so endet wie Muammar al Ghaddafi. Aber er hat gut durchgehalten, auch dank dem entschiedenen Einsatz von Wladimir Putin. Andere Regimes hatten zwar auch eine lange Dauer, aber sie haben den arabischen Frühling dann doch nicht überstehen können.
Der arabische Frühling. Er kam so verheissungsvoll daher, hat sich dann aber doch als ganz fauler Marketingtrick entpuppt. Ich meine, wenn man sich mal ansieht, was daraus im Grossen und Ganzen geworden ist: ein globales Kriegsszenario, dass alles andere gefördert hat, als die Verbreitung von Freiheit, Gleichberechtigung, Demokratie, etc..
Oh Oh! Da tauchen wieder Verschwörungstheorien im Halbdunkel meines Bewusstseins auf und tänzeln hinter einem gräulichen Schleier, der ihr klares Hervortreten verhindert und den man wohl benötigt, um sich auf seinen Alltag als Otto-Normalverbraucher konzentrieren zu können.
So ganz zusammenhangslos las ich letztens einen Artikel von Jonathan Fischer über die Infiltrierung der kritischen kubanischen Hip Hop-Szene durch eine staatliche US-Agentur (Usaid: U.S. Agency for International Development), die sich dazu serbischer Promoter bediente, um eine Revolution auf der Karibikinsel auszulösen:
https://jonathanfischer.wordpress.com/2016/02/23/ausgerechnet-amerika-wie-man-eine-jugendrevolte-erledigt-die-kubanische-hip-hop-szene-lebte-von-der-kritik-am-greisen-castro-regime-dann-wurde-sie-von-us-behoerden-unterwandert-das-konnte-sie-nic-2/
Das Geschah in den Jahren 2009-2010. Zur Finanzierung wurde anscheinend verdecktes Kapital auf panamaischen Konten genutzt. Künstler wurden zu Kulturaustauschprogrammen nach Europa eingeladen, etc. etc..
Die Folge war: der kubanische Machtapparat bemerkte das Erstarken der kritischen Jugend und versuchte sich diesem Energieschub zu bemächtigen, indem es den Hip Hop auf der einen Seite institutionalisierte und gleichzeitig den Raggaton forcierte (eine vor ca. 15 Jahren entstandene Musikrichtung, die elektronische Beats und karibische Rhythmen mischt und sich inhaltlich eindeutig auf geschlechtsspezifische Themen fokussiert. Die Musikvideos beziehen sich deswegen auch auf üppig dimensionierte weibliche Körperteile in eindrucksvollen komplexen Bewegungsabläufen.
Die Paar unbeeinflussbaren kritischen Rapper wurden somit ihrem Klientel beraubt, der somit dem drögen Kommerz zugeführt wurde. Die Amis kamen nicht auf ihre Kosten, denn die Revolution blieb aus und das Unterwanderungsprojekt somit eine reine Fehlinvestition.
Leidtragende in erster Linie blieben die lokalen Rapper mit ihrer politisch soliden Haltung. Das sonderbare an der ganzen Geschichte ist aber die Tatsache, dass all diese Machenschaften erst vor einem Jahr aufgedeckt wurden, im Zuge der Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen beider Länder. Die genannte Handvoll Künstler, die von Anfang an skeptisch gewesen waren und sich immer distanziert haben von den Hype um ihre Musik berichten nun, dass die Amerikaner wohl „eine Sache“ Grundlegend falsch verstanden haben: die Kritik gegen Castro gewann ihre Kraft nicht aus der antisozialistischen Perspektive, sondern genau aus der gegenläufigen Bewegung: die Rapper hielten sich für die besseren Revolutionäre!
Alles schön und gut! Nichts, als ein Beispiel der Zerstörung einer weiteren jungen Musikkultur? Ja – unter anderem.
Was mich aber tatsächlich sogar noch mehr interessiert und auch ein wenig erschreckt in diesem Zusammenhang, ist das Auftauchen des Begriffspaares „Serbische Promoter“.
Denn da fällt mir natürlich mal direkt „Otpor“ ein – das serbische Kreativbüro für weltweite Aufstände – und ihr Frontman „Srdja Popovic“, der ja bekanntlich seine Strategien für eine erfolgreiche gewaltfreie Jugendrevolte (nach Modell des Widerstands in Belgrad während des Jugoslawienkriegs) lukrativ zu vermarkten wusste und auch nicht davor zurückschreckte, mit amerikanischen privaten Security-Firmen zu kooperieren.
Hier zwei interessante Links dazu:
http://www.occupy.com/article/exposed-globally-renowned-activist-collaborated-intelligence-firm-stratfor
www.theguardian.com/world/2015/mar/08/srdja-popovic-revolution-serbian-activist-protest
Und hier die äussert populäre und besonders in den Nordafrikanischen Staaten sehr beliebte Publikation Popovic’s:
http://www.blueprintforrevolution.com/
Vielleicht wäre das ja eine Investigation Wert, lieber Jonathan Fischer?