Der Moment.
Wenn die Luft vibriert wie ein lebender Organismus,
das Gewissen in der Kehle pocht
und die Gewissheit schwer ins Bewußtsein plumpst,
wie damals, als man den ersten Stein seines Lebens
ins Wasser warf
und er sich in Luftblasen wiegend
schwer und ewig auf den Grund senkte.
Der Moment,
Wenn man Auge in Auge, Nase an Nase und naiv,
mit der milchgesichtigen Vorhut der Macht diskutiert
über Sinn und Unsinn,
während im Hintergrund die Mörder unheilvoll rumoren.
Wenn man dann laut, aufrecht und mit offener Stirn
gegen die Laufrichtung der Uniformen rennt,
durch die Menschen, die in ihnen stecken,
bis ganz weit hinein zu den Vorgesetzten.
wenn sich der Mund öffnet,
von Zorn getrieben und von Musen gesegnet,
Blicke und Worte Manifest werden
und die Stimme heiser.
Wenn der Hochmut an einem abperlt, wie Regenwasser,
Gefälligkeit, Kalkül, Diplomatie und Falschheit erstarren.
Entrüstung für die einen,
für die anderen die einzig mögliche Lebensform.
Der Moment des Triumphes,
wenn man schneller ist,
berechtigter, entschlossener,
humorvoller, klüger,
aber auch wahrhaftiger, herzlicher, liebender.
Dann kommt der Moment,
wenn die ersten sterben,
in unendlich laufenden Bilderschleifen,
begraben unter Lawinen aus Kameras und Mikrofonen.
Wenn Freunde noch kurz vor der Feindschaft
ein letztes mal vereint sind in einem leidenschaftlichen Aufschrei,
eben genau dieselben, die sich bald nicht mehr gekannt haben wollen werden,
enttäuscht, verkauft, gebrochen.
Und der Moment,
wenn nach lodernder Hoffnung und unendlichem Schmerz
mal wieder alles vorbei zu sein scheint
und man weder weiss, ob man auf dem richtigen Schlachtfeld,
noch, ob man auf der richtigen Seite gestanden ist.
Und dann natürlich der heiligste aber auch unehrenhafteste aller Momente,
nämlich der des Wartens.
Gemütliches Sonntagsfrühstück.
Aha! Stellengesuch vom nationalen Geheimdienst in der Zeitung.