Jetzt mal ganz sachlich betrachtet: „Dieses Lied animiert zum Trinken“. Dafür wurde es auch geschrieben, und zwar von einem Komponisten namens Bülent Şençalar. Der Text stammt aus der Feder von Güzin Gürman.
Das Bezeichnende an diesem Lied ist, dass es vom Wunsch erzählt, so betrunken zu sein, dass man allen Liebesschmerz vergisst, was sich natürlich im Endeffekt immer als Trugschluss herausstellt. Denn der Suff verstärkt – wie allseits bekannt – lediglich den Schmerz umso mehr. Das Resultat: ein wunderschönes Lied, dass auf seinen Interpreten Tanju Okan wie massgeschneidert wirkt.
Auch er gehört zu den grossen Chansonstimmen, deren Lieder auch immer ein Stückweit die Realität ihres eigenes Lebens widerspiegeln. Er war ein grosser Interpret nostalgischer, herzzereissender Lieder, die die Musik der 60er und 70er Jahre in er Türkei massgeblich prägten. In diesen beiden Jahrzehnten spielte sich auch im weitesten Sinne die Karriere Okan’s ab. In den 80ern brach jedoch mit dem aufkommenden Arabeskstil, der den tragischen Herzschmerz in eine neue Dimension trieb und den Mainstream Pop den Hörgewohnheiten der landflüchtenden neuen urbanen Bevölkerung aus dem Osten Anatoliens anpasste eine neue Ära an. Es war die Zeit der Depression und Umstrukturierung nach dem Militärputsch im September 1980.
Die Musik Tanju Okans verblich in der Nostalgie der guten alten Zeit, in der sich noch die Strandcafés entlang der Küstenstriche Istanbuls wie Perlen an einer Kette entlangzogen und in sternenklaren Sommernächten des Marmarameeres die Karrieren von grossen Stars wie Cem Karaca, Baris Manco, Kamuran Akkor, Nese Karaböcek und all den anderen beflügelten.
Die gute alte Zeit, in der auch dieses Lied entstand, war nun unwiederbringlich abgelaufen. Wahrscheinlich verfiel Tanju Okan auch deswegen mehr und mehr der Depression und das Schicksal erfüllte auf unheilvolle Weise die Prophezeihung seines 1975 entstandenen Hits: er starb an einer Leberzyrose.
Er gehört jedoch immer noch zu den meistgeliebten Stimmen des Landes und jedesmal, wenn die ersten Takte von „Öyle Sarhos olsam ki“ ansetzt, geht ein Raunen und Seufzen durch jede Meyhane und alle Stimmen an: „Ach wäre ich doch nur sooo betrunken…“
Öyle sarhoş olsam ki Bir an seni unutsam Unutsam bugünleri Yarınları unutsam Öyle sarhoş olsam ki Bir daha ayılmasam Herşey bir rüya olsa Unutarak uyansam
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Wär ich doch nur so betrunken, so dass ich dich plötzlich vergässe, diese Tage einfach vergässe und auch die zukünftigen. Wär ich doch nur so betrunken und würde nicht mehr zu mir kommen. Wär doch alles nur ein Traum, aus dem ich vergessend erwachte. Ach würde ich nur den Tag vergessen, an dem ich dich sah. Würde ich nur eine andere Welt finden, in der du nicht existierst. |
sehr schön mit Buzuki, da wäre ein Remake doch wunderbar.
es gibt so viele von diesen liedern. man kann sich gar nicht entscheiden…