Das Kapital

Schwer bist du und unsichtbar eigentlich.
Was man sieht ist nur dein Abdruck.
Du erzeugst physischen schmerz.
So schwer bist du.
Du belästigst einen wie ein schwergewichtiger, redsamer Clown und läufst ständig um einen herum, krakelend, schmierig, gierig auf der Suche nach einem Stückchen Schwäche. Das ist deine größte Sucht.
Du greifst nach einem, schüttelst einen ständig, machst grobschlechte laute Scherze, physisch übergriffig, distanzlos, ruhelos.
Du greifst einem in den Schritt, oder drückst deine dicken Finger zwischen die Rippen, bis das Zwerchfell zu explodieren scheint.
Und jedes Lächeln auf meinen Lippen ist ein Verlust meiner Seele und ein kapitaler Gewinn für dich, den du stets mit grässlichem Fratzengeballer feierst.
Wenn du genug Beute gemacht hast, wendest du dich geschäftig und kühl ab, hast es nicht nötig, dich zu verabschieden.
Dein Raubzug ist für dich eine legitime Handlung.
Wenn du bleibst, dann nur um einer extraordinär größeren Beute willen, die dein Warten rechtfertigt.
Du liebst gut kalkuliertes Risiko.
Je größer deine Beute, desto länger kannst du warten.
Während du wartest heuchelst du Nähe.
Das kannst du gut.
Je länger deine Anwesenheit wärt, desto erdrückender wirst du.
Denn du bist immer noch feudal, immer noch archaisch, immer noch roh, banal und obszön.
Dein Abdruck zollt dem Zeitgeist tribut und kann dadurch beeindruckend erscheinen.
Du selbst hingegen bist immer noch klobig, finster, ekelerregend.
Trotzdem kannst du einem alle Annehmlichkeiten des Universums bereiten.
Je weiter man von dir entfernt ist, desto annehmlicher scheint das Leben.
Dabei bist du immer da.
Immer.
Und es ist eine Farce des Lebens, dass man sich trotzdem nach dir sehnt.

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