Leitkultur = Daumen durch Zeige- und Mittelfinger!

Nein ich veröffentliche keine Briefe von beleidigten Theaterregisseuren mehr auf diesem Blog! Ich publiziere meine Texte und meine Fragen:

Was ist der muslimische Kulturkreis? Was ist die migrantische Kulturszene? Ist der Hauptbahnhof mein Viertel? Warum? Warum klingt das besser fürs Radio? Bin ich wirklich dort aufgewachsen? Interessant!

Was ist die Definition des Begriffes Migration? Wer hält sich an diese? Nur die Migranten selber? Miranda? Migräne? Muräne? Magamugumigagogo? Was bin ich ? Mit Robert Lembke? Typische Handbewegung?

Daumen durch Zeige- und Mittelfinger, gleichzeitig mit der Hand eine Faust Formen und am besten noch mit der anderen Hand am Gelenk abstützen (sozusagen leiten) – jetzt besagte Faust mit der speziellen Fingerhaltung auf und abwärts schütteln…!

Wie ist das Publikum der Münchner Kammerspiele beschaffen? Wie der Personalstamm? Wie sieht es im Ensemble aus? Wie hoch ist der prozentuale Anteil der „anderen“? Wer sind die anderen? Wie steht es um das Residenztheater? Wie steht es in dieser Hinsicht um die restlichen hochsubventionierten hochkulturellen Einrichtungen in dieser Republik?

„Was sagen denn die Statistiken verdammt? Schnell nachsehen, aber dalli! Ja da muss es doch was zu machen geben, das kann doch nicht so weitergehen! Wo sind denn da die Kanaken? Ach! Auf der Nebenbühne? Auf der Terrasse? Auf dem Klo? Im Keller? In der Stadt? Im Hauptbahnhofviertel? Im Stadtprojekt im Hauptbahnhofviertel? Ach ja dann! Hauptsache sie sind am Theater irgendwo. Und das Theater ist ja eh überall, also sind die Kanaken am Theater. Ja, so kann man das stehen lassen. Aber passen Sie auf, was Sie von sich geben Mensch! Nicht, dass da jemand anfängt komische Kommentare abzulassen“.

Und ich? Was soll ich machen, wenn mir einer erzählt: „ja ich mach Migrationsthematik! Tolles Thema. Also bei mir ging das ja los, als ich festgestellt habe, dass meine Putzfrau eine Berufsqualifikation besitzt. Da hab ich erstmal mit den Ohren geschnackelt hahahaa. Das war wie Drogen nehmen! Seitdem mach ich Migrationsthematik am Theater. Wissen Sie, ich habe jahrelang meine Mitmenschen nicht als solche gesehen. Ich musste meinen Blick totaaaaaaal hinterfragen…bla…bla…bla…bla“.

Was soll ich machen, wenn mir einer sowas erzählt? Und wenn dieser Jemand Theaterregisseur ist? Was soll ich da machen? Weiter Drogen dealen? Ne! Das geht dann nicht mehr! Wenn man sowas zu hören bekommen hat, dann kann man nicht normal weitermachen mit Leute abziehen und Brüche verüben, alte Frauen ausrauben, Kinder auf den Strich schicken. Was willste dann noch deiner verschleierten Frau erzählen? Was all den verschleierten Nebenfrauen, die du heimlich dazuhälst, mit dem Geld, dass du in den illegalen Spielbuden verdienst?
Was soll man denn den Kumpels im Problemviertel erzählen? In ‚meinem‘ Problemviertel mit 90% Problemmigrantenanteil? Was soll ich denen erzählen? Soll ich sagen, es hat sich nix verändert, ihr Murkans? Alles ist beim alten? Einfach weitermachen, wie bisher?
Ne Ne – das geht dann nicht mehr. Das verändert dein Leben mal komplett! Echt. Da macht nicht mal das banale Leute verprügeln und abstechen in der U-Bahn spass, geschweige denn der alte Traum vom Dschihad im Namen Allahs. Das schaffste dann erst recht nicht mehr. Wenn du von einem Theaterregisseur so etwas zu hören gekriegt hast, dann biste erstmal platt. Ich schwör! Dann gehste ins Theater und schaust dem auf die Finger, dass der nicht noch mehr Scheisse veranstaltet!

Und weiter gehts im Fragenkatalog:
Was ist Hochkultur? Wer glaubt noch an diesen Begriff? Mal die Hände hoch! Könnte man das auch als White Trash bezeichnen? Oder Bavarian Trash?

Was sind Nationen? Sind sie noch Relevant? Was ist das Theater der Nationen? Gab es das im 3. Reich auch schon? Macht das Theater Politik? Oder macht die Politik Theater? Oder machen beide beides? Der eine holländische Dramaturg der Kammerspiele macht Kunst. Ich hab ihn schon gefragt. Der hat mit Politik nix zu tun, meinte er.

Und Thilo Sarrazin? Geht der auch ins Theater? In welches? Wenn er in München wäre, welches Theater würde er am liebsten besuchen? Preisfrage – Ich gebe keinen Tipp ab, sonst sind die Kammerspiele beleidigt.

Was meint ihr?

Und warum ist Dries Verhoeven beleidigt? Warum bin ich es nicht? Ach wie aufregend aber auch!

Spielt mein Name eine Rolle bei der Entscheidung über meinen Förderantrag? Spielte er schon immer eine Rolle und ich wußte es nicht? Hätte ich mich lieber Tuncay Maria Rathenburg nennen sollen? Oder besser als Hans Ulrich Acar bezeichnen sollen?

Und was macht denn überhaupt der Kusej? Nase bohren bis es schmerzt?

6 Gedanken zu “Leitkultur = Daumen durch Zeige- und Mittelfinger!

  1. Fragen über Fragen.
    Gestriges „Gespräch“ zum Thema interessiert verfolgt.
    Wie gesagt, vielleicht muss man aber anders ansetzen – hier ein Vorschlag.
    Interessant ist meiner Ansicht nach, wie gesagt, nicht, wenn 10 türkisch-stämmige Mitbürger den Brandner Kasper geben. Das sich abhebende Aussehen entspricht nämlich nicht kultureller Vielfalt. Ich will keinen Melting pot, ich will ein Mosaik. Migrationsthematik Inhaltsebene – ja klar, kann man machen. Wirkt dann manchmal aufgesetzt und zwanghaft gesucht (oder eingebracht, weil es dafür Förderung gibt).
    Interessanter: andersartige Theaterästhetik, Aufführungspraxis, Körpersprache, Sprechweise, Zuschauer – Aufführungsort Konfiguration. (Bitte auf keinen Fall wie Peter Brook. Der ist ja gescheitert. Vielleicht anders.).
    Machen in Deutschland aufgewachsene Personen anderer Nationalitäten am Ende gar „deutsches“ Theater, egal wie sie aussehen und heißen? Am Ende ist jeder, unabhängig von Herkunft und Hautfarbe geprägt und kann nicht ablegen, was ideosynkratisch ist (zum Glück).
    Zur Quote fremdstämmiger Mitarbeiter am Theater: Ist das nicht vielmehr ein generelles Problem aller Theaterschaffenden? Durch die – zugegebenermaßen sehr kleine – Zahl an möglichen Arbeitsplätzen an Stadt- und Staatstheatern werden diese wohl immer hart umkämpft bleiben. Persönlich bin ich ein Fan von „Verteilung nach Qualifikation“, was aber in meinen Augen nichts mit Migrant oder Nicht-Migrant (oder welche Begrifflichkeiten man auch immer verwenden will) ist. Dazu müsste man erstmal die Vetternwirtschaft abschaffen.
    Genug Persönliches! Davon war ja gestern abend nun wirklich genug zu hören. Schwierig, wenn Diskutierende emotional (verständlicherweise) so stark affiziert sind. Von persönlichen Erfahrungen auf die Metaebene schließen?
    Wichtiges Thema. Gerne weiter diskutieren. Vielleicht ein anderes Format finden. TheaterWISSENSCHAFTLER einladen. Weniger Emotion – mehr Information. Weniger Fässer. Und, diesen Kommentar nicht missverstehen. Als Anregung nehmen.
    Danke.

    • danke für die resonanz
      so emotional fand ich das gar nicht gestern – da hätte mehr gehen können, hehe.

      nein, spass beiseite: ich pflichte dir natürlich bei – wichtiges thema! wir müssen alle dranbleiben. es ist auch nicht das einizge thema. wir brauchen ein erweitertes verständnis von kultur, besonders in münchen – und wir brauchen bundesweit mehr budget für kulturelle einrichtungen und projekte. dann müssen wir uns hier nicht gegenseitig zerfleischen für ein paar groschen, während die grossen häuser so gemütlich fahren können, dass sie sich die herausforderungen vor lauter gemütlichkeit erstmal suchen müssen.

  2. Ist Geld nicht nochmal ein zusätzliches Fass?
    Man darf nicht vergessen, dass wir im internationalen Vergleich gesehen bereits eine der höchsten Förderungen überhaupt haben. Genug wird es nie sein. Für das was es gibt müssen wir uns seit Jahren rechtfertigen. Über die Vereitlung kann man sicher streiten, wenn man aber einmal einen Blick über das Sprechtheater hinaus wirft zum Tanztheater, so stellt man fest, dass durchaus Kreative vieler Nationen gefördert werden.
    Reden wir also über kulturelle Vielfalt oder über Vergabestrategien, die Einzelpersonen benachteiligen? Ich möchte nicht behaupten, dass es zwischen diesen Dingen keinen Zusammenhang gibt, aber differenzieren muss man wahrscheinlich schon.
    Es gäbe noch so viel zu sagen.
    Wie geht es weiter?

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