Be Kunst my friend!

Das Problem ist nämlich: in dem Moment, in dem du meinst, politisch zu sein, bist du schon raus aus dem Kunstschissel! Die nächste Station ist dann immer gleich Ai Wei Wei. Wenn du nur “kreativ” bist hingegen, dann erübrigt sich die Frage eh. Was willste da noch groß labern? Das Geld ist dein Chef. Face it! Aber wenn du Kunst machst, dann ist das Geld dein Feind. Ob du’s willst oder nicht. Gibt’s nichts zu machen.

Du wolltest Kunst machen und sie ist aus Versehen zu Pop geworden? Ach so – dieses Versehen gab’s zuletzt in den 60’ern. Das gibt es jetzt nicht mehr. Jetzt ist es…Pop..und Kunst. Das nennt sich dann gleich Pop Art, klingt mitlerweile eher nach unkorrektem Milchprodukt und ist in jedem Supermarkt zu haben. Das bringt zwar Geld, macht aber viel Plastikmüll.

Also was machen mit der Kohle? Verbrennen, so wie damals KLF? Das war ein Kunstprojekt, das darauf angelegt war, Pop zu werden. Und es hat tatsächlich auch geklappt! KLF hat aber die Uhr noch weiter gedreht, indem sie die Einnahmen aus dem Projekt öffentlich verbrannt haben. Das war grandiose, die Materie schamlos verachtende Kunst. Kunst in ihrer vollkommenen Radikalität! Kunst, die den Kapitalismus vorführt, statt sich hörig unterzuordnen! Somit erhielt KLF seine Würde zurück und wurde dafür von konservativen Kleinbauern auf den Kanalinseln verständlicherweise bitterst gehatet. Das war geil!

Batsch sind seitdem 3 Jahrzehnte vergangen und was ist passiert? Der Begriff “Wirtschaft” regiert krasser denn je. Die Kreativen sind als erstes gefallen. Sie wurden stufenweise “gesundtherapiert”. Zunächst mussten sie einsehen, in welcher Misere sie sich befinden, ohne die Wirtschaftlichkeit. Dann mussten sie Dankbarkeit üben und sich Marketingkonzepte aneignen. Sie schnappten nach jedem happen, den man Ihnen entgegenwarf und wurden zu “Marken”! Jetzt sind sie existenzberechtigt!

„Kreativ“ ist jetzt tot. Das Zauberwort heißt: “Kreativwirtschaft”. Du benötigst dazu lediglich einen kreativen Impuls und eine/n Wirt/in, der/die was schafft. Dann hast du eine Kreativwirtschaft. Musikwirtschaft gibt’s natürlich auch, oder Kulturwirtschaft. Den Begriff Kunst gibt’s glaub’ ich auch mit diesem Anhängsel? Wart ich gugel mal!

….Scheisse, offline!

Also, das ist echt lächerlich hier in Deutschland! Alle machen wichtig rum mit ihrer Web-Affinität, aber wenn du in ‘ner Bahn ins Münchner Umland fährst, dann bist du halt gerne mal für mindestens 20 Minuten Offline. So ein Mist! Kein Wunder: Herrenrasse hat halt keine Ahnung von Dienstleistung!

Na ja, dann gugelt halt selber! Ihr könnt mir ja bescheid sagen, ob die Begriffskombi (ich weigere mich, sie zu erwähnen) gängig ist, oder nicht. Ich befürchte das Schlimmste. Meiner Meinung nach könnte man die Kunst ja gerne als “Bordell” bezeichnen, als „Müllhalde“, oder als „Wiege der menschlichen Kultur“, whatever! Aber als Teil einer Wirtschaft? Warum gibt’s denn noch keine Wirtschaftskunst? Das wär doch mal was?

Ja, drehen wir den spieß doch mal um: Politkunst! Kreativkunst, Musikkunst, Sozialkunst, Onlinekunst, Konsumkunst, Sexkunst. Unterrichtskunst, statt Kunstunterricht! Es könnte noch viel mehr Begriffe wie diese geben, die der Kunst zu einer Art Gegendominanz verhelfen würden.

Aber im reellen Sprachgebrauch gibt es nur viel zu wenige von ihnen. Mir fallen spontan nur Begriffe wie Volkskunst, Raubkunst und Scheißkunst ein.

Dabei ist ja in der Hinsicht Sachsen offen: Automobilkunst, Reisekunst, Sportkunst. Und gegen das Totschlagargument “Hey jetzt komm mal runter! Davon wird man doch nicht satt. Kunst kann man doch nicht essen?” hab ich dann noch die hier: Essenskunst. Foodkunst. Brezenkunst. Kochkunst. Trinkkunst, und, und, und…

Nehmt erstmal das ihr pseudokreativen Gameprogrammierer!

Ein Gedanke zu “Be Kunst my friend!

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