Der Räuber und der Prinz (Henry Ford und Adolf Hitler)

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In den USA wurden schon einige große Mythen geschrieben, in Deutschland auch. Der wohl größte Mythos dieser Zeit bietet sich natürlich mit der Geschichte jenes rätselhaften Mannes an, dessen Erfolg buchstäblich aus dem Nichts zu kommen schien und die Weltgeschichte auf den Kopf stellte. Adolf Hitler! Ich weiß, viele haben auf den Käse keinen Bock mehr, aber was ich euch erzählen werde, das ist wirklich spannend. Deswegen lest mal weiter und verdreht nicht gleich die Augen. Würde mich ja interessieren, ob sich Infos dazu im neuen NS Dokumentationszentrum an der Briennerstraße finden lassen?
Mich hat’s ja schon immer gewundert, dass hierzulande der Erfolg vom Adolf immer so mystifiziert und verklärt wurde. Da hieß es immer: brillianter Rhetoriker, ein Rattenfänger, etc.. Man sprach sogar von einem gewissen „Charisma“. Ich dachte mir immer: „Welches Charisma? Das war ein hässlicher Irrer und ein Riesenarschloch, das ein Buch über Rassentheorie im Kinderjargon geschrieben hat, ein größenwahnsinniger Choleriker, den man „komischerweise“ hat gewähren lassen, aber wenn die Deutschen eine so geartete Definition von Charisma haben, dann wird das wohl für sie schon stimmen, mei“.
Klar konnte der was: Er konnte klasse mit dem Seitenscheitel wackeln, während er ins Mikro schrie und knallrot anlief. Was sein Charisma enorm unterstrich, das war meiner Meinung nach die abruppt zurückschnellende Kopfbewegung nach einem lange anschwellenden und in einem Exzess aus Spucke und Geschrei endenden cholerischen Ausbruch und der darauf folgende Strich mit der glatten Hand über sein Haupt, um seine Haare wieder in Ordnung zu bringen. Und wie er dabei tief Luft holend die Augenlider zuklappte, um mit frischem Atem, bedacht gesenkter Stimmlage,  demütig geneigtem Kopf und Hundeblick erneut zu einer Tirade anzusetzen, die innerhalb von 4-5 Sätzen in einem weiteren rhetorischen Feuerwerk aus sinnentleertem Brüllmüll kulminierte. Ein Naturtalent an Redner, der das Volk einfach verzauberte? Es wäre im nachhinein natürlich traurig, so etwas anerkennen zu müssen, aber man hätte es einfach mit einem teuflischen Verführer zu tun gehabt? Wer hätte da noch widerstehen können? Ach, ach!
Ich fragte mich immer: „Sag mal….das kanns doch nicht gewesen sein? Da muss es doch noch etwas gegeben haben, was ihm seinen Arsch sicherte! Sein verschissenes „nur die deutschen finden so was geil“-Charisma war’s doch nicht allein, oder? Sooo doof und armselig waren die Deutschen doch nicht? Vor allem wie doof sind sie denn jetzt noch, wenn sie nach all den Jahren immer noch an diesen rätselhaften Mythos des unerklärlichen Aufstiegs glauben?
Oder waren sie wirklich einfach nur hohl? ….Ja, ok waren sie wohl doch und auch noch schweineeitel dazu, gekränkt durch die zerbrochenen Kolonialträume, durch die Schmach des verlorenen 1. Weltkriegs, die Wirtschaftskrise, heul, heul. Sind sie ja eigentlich immer noch irgenwie. Aber das alleine reicht doch nicht, um diesen völligen Irrsinn möglich zu machen?
Es braucht auch Mittel und Möglichkeiten! Wer hat denn das ganze finanziert? Die SA, die Uniformen, die Aufmärsche, die Turboaufrüstung und den ganzen Klimbim? Das kost‘ doch’n Haufen Asche? Ja erzähl mir doch nix, komm!
Tatsächlich tauchten ja über die Jahre immer wieder hier und da Artikel über die internationalen Unterstützer und Kapitalgeber der Nazis auf. Nie hatte ich so richtig die Zeit, mich damit zu befassen, hatte auch wenig Lust drauf ehrlich gesagt, genauso, wie ihr jetzt. Aber als in einer kurzen Doku, die ich im Internet letztens fand, der Name „Ford“ fiel, wollte ich’s dann schon mal wissen. Ganz banal halt!
Nach kurzer Recherche fand ich nun Quellen, die von der Öffentlichkeit wohl eher mit geringer Aufmerksamkeit bedacht werden und ein bescheidenes Spezialarchivdasein führen. Diese boten mir das, was ich in all den großen spektakulären Dokus, Medienbeiträgen und Reportagen nicht fand: einleuchtende Antworten, statt verzweifelte Fragen! Und irgendwann wurde mir auch bewusst, warum diese Antworten nicht breit gestreut wurden: „Weil das wohl einigen Leuten ganz schön die Laune versauen würde und zwar noch viel mehr, als sie eh schon ist, wenn das Holocaust-Thema aufkommt“.
Na ja, stellt euch mal vor: da lässt man sich von den Alliierten nach dem 2. Weltkrieg schön befreien, kriegt ’nen Marshall-Plan verpaßt, baut sich innerhalb von ein Paar Jahrzehnten wieder alles von neuem auf, erlebt ein Wirtschaftswunder vom andern Stern, entwickelt ein neues Selbstbewusstsein, hat ne tolle Nationalmannschaft und muss sich dann anhören, dass man sowohl die ganze Misere, als auch die Befreiung davon, ein und denselben Leuten zu verdanken hat! Zum Beispiel so Leuten, wie Henry Ford! Ja ihr lest richtig!
Und da wären wir jetzt bei einem großen Mythos der USA angelangt, der direkte Zusammenhänge zu diesem oben erläuterten großen deutschen Mythos aufweist. Henry Ford kam ja aus ganz ärmlichen Verhältnissen. Er stammte aus einer Familie mit 6 Kindern, was dazu führte, dass er nur eine geringe Bildung erhalten konnte. Aber sein Interesse an mechanischen Vorgängen und sein persönliches Talent verhalfen ihm zu seiner einzigartigen Karriere. Er war der Mann, dem die Menschheit das erste serienmäßig hergestellte Automobil zu verdanken hat. Den Rest der Story kennt man ja.
Was ich aber nicht wusste, ist die Tatsache, dass der Mann ein bekennender Antisemit war und anders krass auf unseren Adolf abfuhr. Ja, er hatte sogar ein Buch geschrieben mit dem illustren Titel: „Der internationale Jude – ein Weltproblem“ (s. Anm. u.). Und jetzt kommt’s: Zu just einem Zeitpunkt, als die Bewegung vom Adolf nach ersten furiosen Anfangserfolgen und einem aufgebauschten Hype schon massiv an Zuspruch zu verlieren schien, nämlich noch vor dem Feldherrnhallenputsch 1923 – also mit heutigem Marketingvokabular formuliert: „in einer äußerst kritischen und entscheidenden Phase der Produktplatzierung“ -, sprang unser amerikanischer Industriegott seinem Nazi-Liebling helfend zur Seite. Im Jahr 1922 richtete er seinem Zögling ein geräumiges Hauptquartier in München ein und ermöglichte ihm seinen ersten schönen Aufmarsch. Ab da spendete er ihm jährlich zu Führers Geburtstag 50.000 Reichsmark – sozusagen als Birthdaypresent. Dafür wurde er noch Jahre später mit den höchsten Ehren versehen, die ein Ausländer in Deutschland empfangen konnte, nämlich mit dem „Großkreuz des Deutschen Adlerordens“ und zwar im August 1938. Ein Portrait des amerikanischen Industriellen hing lange Jahre auch in Führers Arbeitszimmer in dessen Hauptquartier.
Dabei blieb es aber noch lange nicht! Bei Wolfgang Zdral lesen wir des weiteren: „Die Ford Motor Company war beteiligt am Aufbau der deutschen Streitkräfte vor dem Zweiten Weltkrieg. 1938 wurde beispielsweise ein Fertigungswerk in Berlin in Betrieb genommen, dessen einzige Aufgabe es war, LKWs für die deutsche Wehrmacht herzustellen. Ford produzierte insgesamt 78.000 LKW und 14.000 Kettenfahrzeuge für die Wehrmacht. Die europäischen Ford-Werke wurden bis Ende 1944 von der alliierten Bombardierung verschont und dann auch nur wenig beschädigt. In den deutschen Ford-Werken wurden auch Zwangsarbeiter eingesetzt, die man für vier Reichsmark pro Tag von der SS auslieh“ (Quelle s. Anm. 2).
Der Konzern war im Krieg durchgehend an den Rüstungsunternehmungen des Naziregimes beteiligt und machte auch noch satte Gewinne, während Henry Ford’s geliebtes Vaterland genau mit diesem Regime im Kriegsverhältnis stand. Im Jahr 1941 ist ein Profit im Deutschlandgeschäft von Ford in der Höhe von 58,000,000 Francs vermerkt. Dies geht aus einem Dialog des Frankreichchefs von Ford mit dem Sohn von Henry Ford, Edsel Ford, hervor. In Europa gab es Ford Werke in Amsterdam, Antwerpen, Paris/Poissy, Budapest, Bukarest, und Kopenhagen. Bei flächendeckenden Bombardements wurden diese – wie Zdral schon vermerkte – von der US Air Force geschont. Es gab aber eine Ausnahme, nämlich 1942. Da wurde das Werk in Poissy in Frankreich getroffen und stark beschädigt. Ford erhielt im Nachhinein 38 Millionen Francs Schadenersatz von der Vichy-Regierung. Die Bombardierung erschien in den amerikanischen Nachrichten. Es wurde jedoch verschwiegen, dass es sich um ein Ford-Werk handelte. Auch von den Reparationszahlungen erfuhr die amerikanische Öffentlichkeit nichts.
Ja vielleicht weiss ja der eine oder die andere das alles schon, aber ich dachte mir, es könnte nicht schaden, das hier noch einmal auf zu tischen, wenn wir schon beim Thema Wahrheit sind. Diese Fakten würden eigentlich auch schön in den Geschichtsunterricht passen, nicht wahr? Statt dessen müssen wir sie mühsam aus tausenden Quellen der Spezialliteratur zusammen suchen. Das würde den Kindern doch den Erfolg der Nazis ganz gut nahe bringen? Was muss man da so dämlich rum-mystifizieren? Ein größenwahnsinniger Vollidiot hat mit seinen dämlichen Phantastereien bei anderen größenwahnsinnigen reichen und mächtigen Gierhälsen Zuspruch gefunden und konnte seine perverse Mordlust mal ordentlich ausleben – hochsubventioniert und vor den Augen der Weltöffentlichkeit! Zumal er dabei seinem Antisemitismus freien lauf ließ und damit vielleicht auch einigen anderen mächtigen Rassisten und Antisemiten einen großen Gefallen tat. Außerdem verschaffte er seinen internationalen Mäzenen dadurch große Profite und auch äußerst günstige Arbeitskräfte (bei fast 3 Millionen internierten Häftlingen ging da schon einiges).
Und die Story geht weiter: Ford war seit 1928 an I.G. Farben beteiligt, der Firma, die das sagenumwobene Zyklon B produzierte und auch sonst am Rüstungsaufbau der Wehrmacht gut beteiligt war. 40 Prozent der Ford Motor A.G. Deutschland wurde durch I.G. Farben aufgekauft. Carl Bosch von I.G. Farben wurde Konzernchef von Ford Motor A.G. Deutschland. Gleichzeitig wurde in den USA Edsel Ford Vorstandsvorsitzender der amerikanischen I.G. Farben.
Das hört sich doch mal lecker an? Also mir kommt’s gerade derbe hoch, wenn ich an den schönen Ford denke, mit dem wir damals immer über den Autoput zu unser Familie nach Istanbul und ans Schwarze Meer gefahren sind. Das war so ein schöner Ford Transit, weiß-grün gestreift, hinten mit Doppelreifen, etwas länger vom Maß als normal, umgebaut zum Wohnmobil mit aufklappbarem Dachteil und voll ausgestattet mit Herd, Tisch, Bett, Heizung, Gas, etc. p.p.. Was haben wir da drinnen Köfte gebraten. Alter! Den hab ich geliebt, den Ford Transit! Wenn mein Sozialistenvater das alles nur gewusst hätte!!
Aber noch ist nicht schluß, da geht’s noch weiter mit wohlhabenden jüdischen Familien wie den Warburgs und den Oppenheims, die es sich nicht nehmen liessen, mit den Nazis Geschäfte zu machen. Die setzten sich im Dienste des Profits einfach über ihr Gewissen hinweg und nahmen die Vernichtung ihres eigenen Volkes in kauf. Dann die anderen großen internationalen Firmen: Standard Oil hat die deutschen Messerschmidts über die neutrale Schweiz mit einem bleihaltigen Treibstoffzusatz versorgt, der für den Betrieb der Kriegsflugzeuge dringend notwendig war. Prinz Bernhard zur Lippe-Biesterfeld, seines Zeichens niederländischer Königinnengemahl und Vater von Königin Beatrix, war Mitglied der holländischen Nazipartei „Nationaal-Socialistische Beweging in Nederland“ (NSB) und versorgte die deutschen Flieger über die niederländische Firma Shell mit Treibstoff. Das heisst – im Grunde hätten die deutschen Luftangriffe zu jeder Zeit leicht gestoppt werden können, wenn der Wille da gewesen wäre. Kurzum: die Nazi Kriegsmaschine war ein US-amerikanisches Megageschäft und die Rockefellers schäffelten da auch irgendwo fleissig mit rum. Die Amerikaner haben den Nazis sogar Coca-Cola verkauft. Die deutschen Messerschmidtpiloten banden in der nordafrikanischen Wüste mit Handtüchern umwickelte Cola-Flaschen unter die Tragflächen, flogen damit auf eine Höhe, in der die Handtücher gefroren, kamen wieder zurück und gönnten sich einen eiskalten Schluck Coca-Cola mitten in der Wüste! Man stelle sich das mal vor!

So jetz‘ is mir Speiübel. Mein lieber Herr Krabbenzuchtverein! Das glaubt mir eh wieder keiner: „Mimimi Verschwörungstheoretiker mimimi“. Dabei gibt’s da noch ganz andere Stories noch mit General Motors, und und und. Buäh Pfuidaiwi!

Quellen:
1. Antony C. Stutton, Wallstreet and the rise of Hitler (1976, 1999) , Online-Version: http://www.voltairenet.org/IMG/pdf/Sutton_Wall_Street_and_Hitler-5.pdf

2. Wolfgang Zdral, „Der bezahlte Aufstieg des Adolf H.“, Wien: Ueberreuter, ©2002), Online-Version: http://sauber.50webs.com/kapital/

3. Zu Henry Ford’s literarischem Machwerk s.: https://de.wikipedia.org/wiki/Der_internationale_Jude

Weitere Quellen findet ihr in den angegebenen Links.

Veröffentlicht im Gaudiblatt #24 Wahrheit, Juni 2016.

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